Kirche St. Marien Datteln-Ahsen

Im Mittelpunkt des Dorfes stand und steht die katholische Kirche St. Marien. Über die Entstehung dieser Kirche wird erzählt, dass Karl der Große hier eine Kapelle errichten ließ, als er 777 auf seinem Zug zum Paderborner Reichstag bei Ahsen die Lippe überquerte. Dieses Gotteshaus ist längst nicht mehr vorhanden.

 

 

Seit 2010 hat die Ahsener Kirchengemeinde ihre Selbstständigkeit verloren; seitdem ist sie eine Filialkirche der Katholischen Kirchengemeinde St. Amandus Datteln. Der größte Teil des heutigen Gebäudes stammt aus den Jahren 1969-1971.

 

Die Kirche St. Marien ist insbesondere für den Kirchplatz als Keimzelle des Dorfes Ahsen aus städtebaulichen Gründen und wegen der erwähnten Ausstattung aus künstlerischen Gründen denkmalwürdig.

 

 

 

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird die Ahsener Kirche im Jahre 1439 als Filialkirche von Datteln. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts wurde sie Pfarrkirche und unabhängig von der Mutterkirche St. Amandus in Datteln. 1611 bekam Ahsen das Recht, einen eigenen Taufstein zu haben, gleichzeitig durfte die Gemeinde ihre Toten in und um die Kirche begraben.

 

Durch hessische Truppen 1633 und erneut durch eine Feuersbrunst im Jahre 1720 wurde das ganze Dorf mitsamt der Kirche in Schutt und Asche gelegt. der Neuaufbau der Kirche erfolgte aus den Trümmern (Jahreszahl 1723 an der Westseite über dem Kircheneingang). Der älteste, heute noch erhaltene Teil der Kirche, die drei Wände des rückwärtigen, westlichen Teils, stammt aus den Jahren 1723-1726. Er besteht aus mächtigen Bruchsteinen, die um 1730 roh bearbeitet wurden. Diese 1738 eingeweihte Kirche verdankt ihr ursprüngliches Langhaus dem großen Münsterländer Baumeister Johann Conrad Schlaun. Über dem Barockportal, dem ehemaligen Haupteingang an der Westseite der Kirche, aus Sandstein bestehend, sind im Bogenfeld zwei stark verwitterte Wappen mit einer fünfzackigen Krone zu erkennen. Bei ihnen handelt es sich um das des damaligen Besitzers von Burg Vogelsang, Adolf Ferdinand Freiherr von Plettenberg zu Nordkirchen, und das seiner Frau Bernardine Alexa von Westerholt zu Lembeck. Nicht mehr lesbar ist die dort ursprünglich befindliche Jahreszahl 1723. An der Süd- und Nordseite sind Rundbogenfenster angebracht. Dem ursprünglichen Erscheinungsbild trauern noch viele Ahsener nach, denn in den 1970er Jahren wurde der Sakralbau, damals noch ohne Denkmalschutz, umgebaut und erweitert.


Über die Jahrzehnte ereignete sie allerdings im beschaulichen Dorf Ahsen zunächst wenig Aufregendes. 1910 brachte den Bewohnern des Dorfes einen seltenen Festtag: am 18. Februar 1910 bekam die Kirche einen neuen Altar. Er wurde von der Firma Rinklage aus Münster als Hochaltar gebaut und innerhalb von drei Tagen in der Ahsener Kirche aufgebaut. Am 23. Februar 1910 wurde der Altar durch den Weihbischof Everhard Illigens von Münster feierlich eingeweiht. All dies führte zu einer Notiz in der Recklinghäuser Zeitung vom 25. Februar 1910:

„Der neue Altar, ein wahres Meisterwerk der Kunst, ist in seinem Unterbau aus weißem Sandstein hergestellt und geziert mit der Darstellung >Das Opfer des Melchisedech<. Der Oberbau ist aus Holz gefertigt und zeigt auf der linken Seite die Geburt Jesu und auf der rechten Seite die Heimsuchung Maria (der Patronin der Kirche). Das ganze krönt ein herrliches Kruzifix, unter dem die Mutter Jesu und sein Lieblingsjünger Johannes stehen. Der Kirche entsprechend ist die ganze Arbeit im romanischen Stile gehalten.“

 

Bis auf den Anbau einer Taufkapelle an der Südseite, blieb die Kirche selbst bis 1929 in ihrer alten Form von 1738 erhalten. Damals wurde auf Initiative des Pfarrers Gerhard Borchers der alte Chor abgebrochen, danach wurde die Kirche im Osten verlängert und durch ein Querschiff verbreitert. Am 15. Juli 1930 konnte Kirchweih gehalten werden.

 

Die alliierten Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs hinterließen auch in Ahsen ihre Spuren. Am 11.11.1944 wurde die Kirche stark beschädigt; u.a. wurde das Dach abgedeckt, das Gewölbe war aber zum größten Teil erhalten geblieben. Nach zunächst notdürftiger Reparatur der Kriegszerstörungen erfolgte 1954 die endgültige Instandsetzung.

 

Ein abermalige Erweiterung und die Modernisierung der Kirche erfolgte in den Jahren 1969-71 auf Initiative von Pfarrer Gerhard Teske nach Plänen der Architekten Ludes und Dreischoff, die dem heutigen Baukörper entspricht. Geprägt wird der Kirchenraum durch das holzverkleidete zeltähnliche Dach über dem Kirchenschiff und einer Vielzahl kleiner symmetrisch angeordneter quadratischer Fenster, die aus überwiegend abstrakten Formen in bunten Farben künstlerisch gestaltet sind.

 

Letztmalig wurde der Innenraum der Kirche in den Jahren 2019/2020 umfangreich saniert. Als sich zeigte, dass erhebliche bauliche Eingriffe notwendig wurden, da Fußboden und Elektrik erneuert werden mussten, wurden die ohnehin erforderlichen Baumaßnahmen mit einer umfangreichen Renovierung des Innenraumes und einer Veränderung der Anordnung von Altar, Ambo und den weiteren Einrichtungs- und Kunstgegenständen nach Plänen der Architekten Feja + Kemper aus Recklinghausen verbunden. Der Altar wurde aus dem Chor nach vorne gerückt und dadurch, dass er zur Linken und Rechten von Stuhlreihen umgeben ist, wird er stärker als Mitte der versammelten Gemeinde betont. Im Zusammenspiel mit einer Bestuhlung, die die bisherigen Kirchenbänke ersetzt, besteht jetzt die Möglichkeit, den Kirchenraum flexibel für unterschiedliche Arten von gottesdienstlichen Feiern zu nutzen, sodass nun in Ahsen ein zeitgemäßer und zukunftsfähiger Gottesdienstraum vorhanden ist.

 

Im Zuge der Renovierungsarbeiten 2019/20 wurde der Altarbereich sichtbar verändert. Der beeindruckende Altar, nach vorne gerückt, wird stärker als Mitte der versammelten Gemeinde betont. Er besteht aus zwei Blöcken aus dunklem Muschelkalk; die lebendigen lagerhafte Struktur ist vor ca. 230 Millionen Jahren durch Ablagerungen von Muscheln und anderen kalkhaltigen Relikten in Süddeutschland entstanden.

 

Trotz aller Erweiterungen und Modernisierungen hält das Denkmalamt Teile der Kirche St. Marien Ahsen und der Ausstattung insbesondere für den Kirchplatz als Keimzelle des Dorfes Ahsen aus städtebaulichen Gründen und wegen der erwähnten Ausstattung aus künstlerischen Gründen für denkmalwürdig: die drei Wände des Westflügels über dem Barockportal, die Glocke, das Kruzifix.

 

 

 

links:

die Statue des Josef

Bildnis Mariä Heimsuchung

 

 

 

Statue der Pieta

Marienstatue


 

Die Skulptur „Christus am Kreuz“ (wird zur Zeit restauriert)

 

Der älteste und kunsthistorisch bedeutendste Ausstattungsgegenstand in der St.-Marien-Kirche ist die Skulptur „Christus am Kreuz“, die ihren Platz vor der Sanierung 2019/2020 an dem Kreuz mittig über dem Altar hatte und künftig an der Wand rechts vom Altar ihren Platz finden wird.

 

Die Skulptur aus dem 13. Jahrhundert besteht aus Eichenholz und war ursprünglich vermutlich auf einem Astkreuz angebracht, das über die Zeiten verloren gegangen ist bzw. ersetzt wurde.

Der zierlich wirkende Korpus zeigt in seiner feinteiligen Schnitzerei in eindringlicher Deutlichkeit das Leiden des sterbenden Christi. Es ist ein insgesamt ausgemergelter Körper mit angespannten Muskeln und Nervensträngen und schmerzverzerrtem Gesicht zu sehen. Christus hält den Kopf leicht nach rechts gesenkt und die Augen geschlossen, den Mund jedoch leicht geöffnet. Gesichtslinien, Haupt- und Barthaar sind ebenso erkennbar, wie die Falten des Lendentuches, das über der rechten Hüfte geknotet ist. Am durchhängenden und zugleich angespannten zierlichen Oberkörper sind die vorstehenden Rippen deutlich erkennbar. Auch die durchhängenden Arme und die übereinandergelegen leicht angewinkelten Beine kennzeichnen den sterbenden Menschen.

Auf der Rückseite enthält die Skulptur den Verschluss eine Aushöhlung. Über den Inhalt der Aushöhlung ist nichts bekannt, da sie sich nicht ohne Folgeschäden öffnen lässt. Denkbar ist, dass sich dort – wie auch im Amanduskreuz in der St.-Amandus-Kirche – Reliquien befinden oder befunden haben. Im Zuge der laufenden Restaurierung soll eine Untersuchung vorgenommen werden.