Kraterlandschaft Schemm:

 

Es ist Zeit, den Eiertanz zu beenden“

 

Von Stefan Korte und Benjamin Kübert, Dattelner Morgenpost, 5. Januar 2024

 

Es ist seit vielen Jahren ein Schandfleck mitten in der Dattelner Innenstadt: der Schemm. Nicht nur Einheimische regt das auf.

 

Der Schemm-Parkplatz in Datteln ist für Autofahrer und Fußgänger gleichermaßen eine Herausforderung.

© Stefan Korte

 

Oer-Erkenschwick hat seinen Dirtpark, in Waltrop gibt es einen Dirtbike-Park – und Datteln hat den Schemm. Der alte Schützenplatz inmitten der Innenstadt ist nicht nur seit neuestem eine echte Kraterlandschaft. Teils knöcheltiefe Schlaglöcher tun sich hier auf und verwandeln den Parkplatz in diesen Tagen zu einer Seenplatte.

 

Wer hier unterwegs ist, muss höllisch aufpassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob zu Fuß oder mit dem Auto. Fußgänger, vor allem jene mit einem Kinderwagen oder Rollator, müssen sorgfältig darauf achten, nicht irgendwo zu stolpern oder hängen zu bleiben. Autofahrer überqueren den Schemm nur im Schritttempo, um Felgen und Achsen zu schonen.

 

Allein: Diese Situation ist nicht neu. Alt eingesessene Dattelner sprechen von über 20 Jahren, in denen das schon so ist – wie beispielsweise Barbara Wesemann. Die Seniorin hat früher in verschiedenen Läden auf der Hohen Straße gearbeitet. Der Schemm war ihrer Meinung nach schon immer ein Schandfleck. „Früher als Kinder haben wir hier noch gespielt“, erinnert sie sich. Damals sah es hier bei weitem noch nicht so aus, später aber schon. „Die Löcher, die die sind schon 20 Jahre hier“, sagt sie. „Aber es wurde nichts gemacht.“ Statt einer Bebauung des Platzes, wie es schon mehrfach angedacht war, würde sie sich eher wünschen, dass die Stadt die Fläche endlich ordentlich herrichtet. „Die Menschen hier an der Hohen Straße haben ja sowieso schon keine richtige Möglichkeit zum Parken.

 

Den Parkplatz ganz einzustampfen und beispielsweise durch ein Einkaufszentrum zu ersetzen, diese Idee gab es ja durchaus. Vor zehn Jahren stand das zuletzt auf der Agenda des Stadtrates. Das Projekt war bereits relativ weit fortgeschritten, wurde am Ende aber nie realisiert. Zuletzt plante die Stadt, auf einem Teil des Schemms ein Pumpwerk zu errichten. Das sollte die Wasserrinne versorgen, die nach der Innenstadt-Sanierung durch die Hohe Straße laufen sollte. Auch das ist wieder vom Tisch.

 

Also siecht der Platz weiter vor sich hin. Auch Carmen Naller findet das schrecklich. Sie hat zwar durchaus Verständnis dafür, dass angesichts immer neuer Pläne bislang keine nägel mit köpfen gemacht worden sind. Die aktuelle Situation mache das aber nicht besser: Datteln sei aber sowieso keine richtige Einkaufsstadt. „Wenn man in der Umgebung wohnt, fährt man hierher, aber sonst fährt man nach Recklinghausen, Münster, Essen oder so etwas“, sagt sie.

 

Generell halte sie die Parkplatz-Situation in der kanalstadt aber für akzeptabel. „Solange es hier den Parkplatz gibt und bei Danielsmeier, ist das eigentlich ganz okay“, so Carmen Naller weiter. „Man darf natürlich nicht zu den Stoßzeiten hierher kommen, aber das kennt man dann mit der Zeit.“

 

David Gröning hadert vor allem damit, dass das Parken auf dem Schemm auch noch Geld kostet. „Das ist schon knackig“, sagt der Olfener, der früher in der Dattelner Innenstadt gewohnt hat. „Das ist schon ziemlich sportlich für Angehörige oder so, die hier jemanden besuchen wollen.“ Aktuell kostet eine Stunde einen Euro. Immerhin lässt sich das seit letztem Jahr auch per Smartphone-App bezahlen – die einzige Neuerung. Bleibt am Ende die Frage: Wie soll es weitergehen? Der aktuelle Zustand kann definitiv so nicht bleiben. Das dürfte auch der Stadtverwaltung bewusst sein, vor allem weil die Situation, wie sie jetzt ist, schon arg peinlich daherkommt. Dass eine ständige Flickschusterei nichts bringt, sollte auch klar. Ja, eine ordentliche Sanierung ist teuer und angesichts der klammen Stadtkasse auch nicht machbar. Vielleicht ware deshalb eine erneute Debatte in der Politik notwendig – aber möglichst eine mit konkretem Ergebnis. Es ist Zeit, den Eiertanz der letzten Dekaden zu beenden.

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