Aufenthaltsqualität statt Handelszentrum

 

 

DATTELN. In der City sind Leerstände derzeit kein großes Problem. Doch auch in Datteln könnte der Stadtkern zukünftig Veränderung erleben.

 

Von Fabian Hollenhorst, Dattelner Morgenpost, 17. August 2019

 

Wie sieht die Innenstadt der Zukunft aus? Darüber zerbrechen sich Quartiersmanagement und Wirtschaftsförderung in Datteln seit knapp einem Jahr die Köpfe. Mit „Nina's Vinos“ siedelte sich zuletzt ein neues Gastro-Angebot im alten Tschibo-Lokal an – aus Sicht der Leerstands-Manager ein Volltreffer. Und auch die Dattelner nehmen das neue Lokal im ersten Monat gut an. Die Hohe Straße ist mit dieser Ansiedlung „ausgebucht“.

Dieses Ladenlokal mit der Hausnummer 26 ist auf der Castroper Straße nicht der einzige Leerstand.  Foto: © Kalthoff

 

Leerstände sind dagegen auf der Castroper Straße zu finden. Dabei ist laut Wirtschaftsförderer Stefan Huxel das dort ansässige Kaufhaus Danielsmeier ein „echter Magnet“, der die Kunden anzieht. Doch, da ist er sich mit Quartiersmanagerin Annika Siebert einig, die Innenstädte der Zukunft bräuchten Aufenthaltsqualität. Und die ist mit dem Verkehrsfluss an der Castroper Straße weniger gegeben als in der sogenannten 1a-Lage um den Neumarkt herum.

 

Mit einer Quote von unter zehn Prozent Leerständen sind Huxel und Siebert aber sehr zufrieden. Andere Städte hätten da deutlich mehr Probleme, obwohl die Ausgangslage in Datteln mit einer lang gezogenen Fußgängerzone nicht gerade optimal ist. „Gerade das junge Publikum trifft sich heutzutage in der Stadt und sucht nach Nischen“, sagt Huxel. Die Innenstadt als großen Handelsstandort wird es nach seiner Auffassung in Zukunft nicht mehr geben. Vielmehr seien es Standorte außerhalb der Innenstadt, an denen sich Ketten und Anbieter in sogenannten Fachmarktzentren zusammentun. Die sind direkt an Parkplätze angebunden und haben meist viel für den täglichen Bedarf im Sortiment. Annika Siebert ergänzt, dass die Versorgung in der Innenstadt dabei aber nicht zu kurz kommen dürfe und somit Supermärkte oder Modeläden ihren Platz im Zentrum bräuchten.

 

Ein Manko der Dattelner City sind die meist kleinen Ladenlokale, die zur Verfügung stünden. Stefan Huxel verweist darauf, dass Ketten, die sich in Datteln ansiedeln wollen, mehr Platz benötigen als das Angebot hergebe. „Daher muss über Flächenzusammenlegung nachgedacht werden“, sagt Siebert.

 

Was in der Innenstadt noch fehle, da sind sie sich beide einig: Trotz der neuen Vinothek könne Datteln noch eine breitere Gastronomie vertragen. Oft gefordert wird von den Dattelnern ein Elektronikmarkt. „Da sind wir in Gesprächen und das Interesse an Datteln ist vorhanden“, sagt Huxel. Fakt sei aber, dass ein Elektro-Markt Parkplätze benötigt und der Gesprächspartner mit den derzeitigen Standortvorschlägen noch nicht einverstanden war.

 

Drittens fehlten Jugend-Mode-Angebote. Hier sei „Tara M“ zwar auch ein Magnet, aber laut Siebert würden gerade junge Leute noch gemeinsam in der City bummeln.

 

 

AUF EIN WORT

 

Frischer Wind für die Innenstadt

 

Kommentar von Fabian Hollenhorst

 

Eine Leerstandsquote von unter zehn Prozent ist ein gutes Zeichen für eine mittelgroße Stadt wie Datteln. Bei den Passantenfrequenzzählungen ist Datteln im Kreisvergleich vorne dabei und auch die Zenralitätskennziffer zeigt jährlich, dass auch Menschen außerhalb der Stadtgrenzen ihr Geld in Datteln lassen. Und das müssen die Geschäfte in der Innenstadt auch weiter erreichen, ob Handelszentrum oder nicht.

 

Fachmarktzentren sind zwar praktisch, aber schon lange kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Es gibt sie in Castrop-Rauxel oder anderen Nachbarstädten – eine belebte Innenstadt dagegen nicht immer. Solange in der Dattelner City noch Leben steckt, ist frischer Wind unbedingt notwendig.