Innenstadt-Sanierung in Datteln

Was passiert, wenn der Förderbescheid nicht kommt?

 

Stefan Korte Redakteur , Dattelner Morgenpost , 26.04.2024

 

Kanalbauarbeiten, Parkplätze und ein noch fehlender Förderbescheid: Dattelns Innenstadt-Sanierung wirft erneut Fragen auf. Die Stadt liefert direkt Antworten.

 

So nötig die Sanierung der Dattelner Innenstadt auch sein mag, durchweg auf Gegenliebe stößt die Maßnahme immer noch nicht. Das zeigte sich nun bei einem Informationsabend für die Anlieger und Eigentümer der Hohen Straße. Dass die Sanierung notwendig ist, darüber sind sich alle einig. Im Detail gab es für die insgesamt 62 Teilnehmer des Abends im Foyer der Stadthalle aber noch an einigen Stellen Klärungsbedarf und Kritik.

So in etwa soll die Hohe Straße nach der Sanierung aussehen.

Das Naturstein-Pflaster und die Hänge-Leuchten sind allerdings bereits vom Tisch. © weihrauch+fischer

Zunächst gab Stadtplanerin Susanne Weihrauch einen kurzen Abriss darüber, welche Änderungen zuletzt an der Planung vorgenommen worden sind. Neuigkeiten gab es hier allerdings nicht. Über die Gestaltung wurde folglich auch wenig gesprochen, die Chance dazu hatten Anwohner und Geschäftsleute schon zu genüge, ebenso die Politik.

 

Der größte Sorgetreiber ist die Umsetzung. Denn eine Großbaustelle, die über mehr als drei jahre das Bild der Innenstand prägen und manchen vermutlich die Nerven kosten wird, ist keine Kleinigkeit. Eine Unmenge von Interessen muss hier unter einen Hut gebracht werden. Und das ist keine leichte Aufgabe, wie Christina Nitz vom Fachdienst Stadtplanung und Bauordnung zu erkennen gab. Sie sieht es allerdings als Herausforderung, nicht als Problem.

Laut Stadt wird die Erreichbarkeit aller Hauseingänge und Geschäfte jederzeit möglich sein. In Einzelfällen arbeite man noch an einer individuellen Lösung. Was die Stadt nicht garantieren könne, sei die Erreichbarkeit mit dem Auto. Je nach Gebäude und Grundstückszufahrt kann es also sein, dass manch einer vorübergehend nicht direkt am Haus parken kann.

 

Und wie sieht es mit der Barrierefreiheit aus? Die soll laut Christina Nitz gewährleistet sein. Das gelte sowohl für die Wege entlang der Baustelle als auch für die Zugänge zu den Geschäften und Wohnhäusern. „Es wird barrierefrei, aber nicht immer komfortabel sein“, so Nitz. Auch das war in den letzten Monaten schon bekannt: An manchen Stellen wird es sehr eng werden, vor allem für Menschen mit Rollstühlen, Rollatoren und Kinderwagen.

 

Flexibel beim Thema Platzmangel

Wie die Anlieferung der Waren vonstatten gehen soll, auch das sei mit allen Händlern besprochen worden. Laut Christina Nitz habe es Gespräche mit den Geschäftsleuten und Eigentümern des ersten Bauabschnitts gegeben, der von der Ahsener Straße bis zur Neuen Straße verlaufen wird. Weitere Gespräche sollen folgen. Was die Außengastronomie angeht, will sich die Stadt kulant zeigen. Es würden während der Baumaßnahmen keine Sondernutzungsgebühren für die Betroffenen erhoben, so Nitz. Und was den vorübergehenden Platzmangel vor den Ladenlokalen angeht, sei die Stadt flexibel.

 

Und dann gab es zwei Punkte, die für ein unruhiges Plenum sorgten. Zunächst ist da die Kanalisation. Hier soll bekanntlich ein Regenwasserkanal eingebaut werden, um die Innenstadt besser vor Überflutungen zu schützen. Problem: Die Hohe Straße ist dermaßen vollgepackt mit Leitungen der verschiedenen Versorger, dass es kaum Platz unter der Erde gibt. Laut Christof Murawski vom Kommunalen Servicebetrieb wird der Kanal deshalb auch nicht ganz die Ausmaße annehmen, die eigentlich notwendig wären, um großen Starkregenereignissen standzuhalten.

Die Kanalisation wird übrigens nur von innen saniert werden, nicht in Gänze. Immerhin wurde der Part erst in den 1980er Jahren komplett erneuert. Das war bislang nicht allen bewusst. Im Zuge der Vorbereitung hat der KSD bereits über 250 Abwasser-Hausanschlüsse von außen überprüft, wird aber in einzelnen Gebäuden noch einmal von innen über den Revisionsschacht eine Kamera ins Abwasserrohr schicken müssen.

Was offenbar nicht allen bekannt ist: Das Rohr des Hausanschlusses ist Sache des Eigentümers. Das ist in der Gemeindeordnung so festgelegt und wird in den meisten anderen NRW-Städten ebenfalls so gehandhabt. Geschmeckt hat es manchen Anwesenden nicht, fürchten sie doch durch die Baumaßnahmen Schäden an ihren Hausanschlüssen. Immerhin: Aktuell konnte der KSD keine defekten Rohre feststellen, es wird also vorläufig niemand dazu aufgefordert, den Anschluss an seiner Immobilie zu erneuern.

Der Tigg soll, vor allem in Bezug auf die Verkehrsführung, umgestaltet werden.

Ein externer Berater wurde jetzt hinzugezogen.

Externer Berater soll Aufschluss geben

Der zweite Punkt war, wie zu erwarten, das Thema Parken am Tigg und vor Action. Metzgermeister Jörg Deutschmann betonte gleich zweimal, er sei dazu nicht befragt worden, und bekam von einzelnen Geschäftsleuten Zustimmung. So oder so ist das Thema jetzt aber erst einmal Sache eines externen Beraters. Der wird nämlich hinzugeholt, um die Verkehrssituation am Tigg neu zu bewerten und die Vor- und Nachteile einer Umgestaltung herauszuarbeiten. 15.000 Euro will die Stadt dafür bereitstellen.

Dementsprechend kam die Diskussion um die Parkplätze auch schnell zum erliegen, konnte Christina Nitz doch lediglich auf den Berater verweisen, dessen Ergebnisse jetzt erst einmal abzuwarten seien. Sie versicherte aber, dass die Anlieger und Eigentümer auf jeden Fall mit einbezogen werden sollen.

 

Stadt bleibt optimistisch

Betont optimistisch zeigte sich die Stadt trotz der Tatsache, dass über den zwingend notwendigen Förderbescheid zur Innenstadtsanierung erst im Mai überhaupt entschieden werden wird. Was passiert, wenn der Antrag abgelehnt wird? Dann werde es die Stadt nächstes Jahr erneut versuchen, so Nitz.

 

Beginnen werden die Baumaßnahmen ungeachtet dessen in diesem Sommer. Denn die Arbeiten an den Versorgerleitungen laufen unabhängig von Fördergeldern, die Konzerne zahlen das selbst und haben auch die Auflage, die Pflastersteine anschließend wieder (provisorisch) zu verlegen. Im Frühjahr 2025 beginnen die Kanalbauarbeiten und – sofern die Fördergelder kommen – die Verschönerung des ersten Bauabschnitts. Komplett fertig sein soll alles im Frühjahr 2028.