Wohnhaus Türkenort 7

Die Dattelner Lokalpresse hat in den Jahren 2002 und 2006 mehrfach über das denkmalgeschützte Haus berichtet:

 

 

Denkmal sucht Nutzer

 

Türkenort: Kleinstädtisches Dielenhaus Sonntag zur Besichtigung geöffnet

 

Von Hartmut Salle, Dattelner Morgenpost, 4. September 2002

 

Aus dem Jahre 1771 stammt das kleinstädtische Dielenhaus am Türkenort 7 in Datteln. Das als Denkmal eingestufte Gebäude sucht einen neuen Nutzer.

 

Während am „Tag des offenen Denkmals“ zumeist öffentliche, denkmalgeschützte Gebäude zur Besichtigung zugänglich gemacht werden, wird am Sonntag, 8. September, auch dieses Haus der interessierten Öffentlichkeit offen stehen.

Das Haus ist fünf Fach lang, wobei die zwei hinteren Fache den typischen Wohnteil enthalten. Vom Rückgiebel her betrachtet enthält es links die im Grundriss etwa quadratische Stube, daran anschließend die ursprünglich über beide Geschosse geöffnete Küche. Ganz rechts befinden sich schmale Wirtschaftsräume. Zum Vordergiebel hin schließt sich die dreischiffige Diele an.

Bei dem Haus handelt es sich das kleinstädtische Anwesen einer kleinbürgerlichen Familie. Zum „Tag des offenen Denkmals“ erhalten Interessenten einen Einblick in das Baudenkmal, das sich in einem Zustand befindet, wie er sich normalerweise vor Renovierungen darbietet. Im Inneren des Hauses sind nahezu sämtliche historische Strukturen noch vorhanden, aber durch Umbauten und das Hinzufügen von Verkleidungen für den unbefangenen Betrachter kaum zu erkennen. Anhand von Zeichnungen und Planungsvorschlägen wird erläutert, was an dem Haus verändert bzw. an alten Strukturen freigelegt werden müsste.

 

 

 

Ein Denkmal wird aufgemöbelt

 

Das historische Fachwerkhaus am Türkenort 7 wird entkernt und vollständig renoviert.

Drei Wohnungen entstehen neu. In gut einem halben Jahr soll das Haus fertig sein.

 

Von Ferdi Lindemann, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 13. September 2006

 

„Das Haus ist viel zu schade für einen Abriss“, sagt Dr. Benedikt Große-Hovest. Ein Abriss des Hauses am Türkenort 7 käme überhaupz nicht in Frage, weiß der neue Bauherr. Denn das Haus steht unter Denkmalschutz.

Zwischen 1750 und 1770, so schätzt Große-Hovest, ist das Haus erbaut worden. „Ackerbürgertum“ treffe nicht ganz ins Schwarze, es handele sich eher um ein kleinstädtisches Bauernhaus. Und davon gebe es in Datteln noch mehr, sagt der Recklinghäuser. Der Vorsitzende der „Interessengemeinschaft deutscher Bauernhäuser“, Dietrich Maschmeier, habe ihn auf das Prachtstück in Datteln aufmerksam gemacht.

Zwei Jahre stand das Haus leer, jetzt wird es aufgemöbelt. Und dabei geht es ohne Bagger zu. Zuerst wird das Gebäude entkernt. Das Fachwerk bleibt stehen, es sei denn, es ist ganz marode. Dann werden die Stützbalken ausgewechselt. Lediglich das Dach, das ganz früher mit Stroh bedeckt war, wird mit Hohlpfannenziegeln gedeckt. Lehmziegel und Lehmputz werden für die Wände gebraucht. „Die 24 Zentimeter starken Wände bieten optimalen Wärmeschutz und genügen damit dem Neubaustandard“, sagt der Bauherr. Die Lehmwände, die mit Weißkalkputz gestrichen werden, hätten zudem eine hohe Lebenserwartung. Bei den Baumaterialien Holz und Lehm gebe es auch keine Entsorgungsprobleme.

Kurz und gut: Es tut sich etwas am Türken ort 7. Nach den Entkernungsarbeiten muss der Keller ausgeschachtet werden. Das kostet etwas Zeit, sagt Große-Hovest. Drei Wohnungen entstehen in dem Fachwerkhaus. Zwei Wohnungen gehen über zwei Ebenen, dazu kommt eine Dachwohnung. In einem guten halben Jahr soll das Haus fertig sein.

 

Bauherr Dr. Benedikt Große-Hovest kennt sich beim Denkmalschutz aus. Der 47-jährige ist gelernter Möbelschreiner, in Großbritannien wurde er zum Restaurator ausgebildet. Dann studierte er Kunstgeschichte, Baugeschichte und Anglistik in Aachen und macht hier seinen Doktor. In Recklinghausen an der Kellerstraße hat er bereits ein Fachwerkhaus vollständig renoviert. Außerdem sammelt Große-Hovest Uhren, von der Turmuhr bis zum Wecker.

 

 

 

Ab 1, 5 Metern ist alles kerngesund

 

TÜRKENORT 7: Im denkmalgeschütztem Haus von 1771 entstehen drei neue Wohnungen

– und alle mit einem prima Klima

 

Von Uwe Wallkötter, Dattelner Morgenpost, 5. Oktober 2006

 

Wer Dr. Benedikt Große-Hovest in seiner Werkstatt besucht, weiß, was der 47-jährige mag. Ihn umgeben alte Sachen, darunter große Uhren. Meist ist Holz im Spiel. Sein neuestes Projekt aber tickt nicht. Es steht. Am Türkenort 7.

Vor rund zwei Jahren hat der Recklinghäuser in Datteln das denkmalgeschützte Gemäuer gekauft. Für den Laien wirkt das Gebäude, an dem seit rund drei Wochen gewerkelt wird, eher wie ein Fall für die Abrissbirne. Für Dr. Große-Hovest garantiert nicht – viel zu schade. Er ist begeistert von seinem Bau und dessen inneren Werten. „Ab 1,5 Metern aufwärts ist das Haus kerngesund“, sagt er. Und meint die altehrwürdigen Holzbalken. „Wenn man Eiche nicht falsch behandelt, geht sie nicht kaputt“, weiß der 47-jährige. Auch wenn es sich um alte Balken handelt. Immerhin datiert der Recklinghäuser die Errichtung des Hauses Türkenort 7 auf mindestens 1771.

Besonders stolz ist er darauf, dass die Ausfachung und die Böden teils noch im Originalzustand sind. Und genau das ist das, was für Benedikt Große-Hovest den Reiz ausmacht – egal ob bei einer Standuhr oder bei dem Haus am Türkenort. Als gelernter Restaurator geht es ihm in erster Linie darum, das Alte, das Historische zu bewahren, möglichst viel des Originalzustandes beizubehalten.

Dabei hat er seine Liebe für alte Sachen nicht erst in seiner Ausbildung zum Restaurator für den Holzbereich in England entdeckt. Schon als Kind hat er alte Sachen gesammelt und aufbewahrt. „Sehr zum Leidwesen meiner Mutter“, lacht der Recklinghäuser. „Es muss Veranlagung sein“, verrät er im Gespräch mit unserer Zeitung. Schon sein Opa habe die gleiche Leidenschaft gehabt.

Wer an dem Haus im Türkenort vorbeifährt, kann kaum glauben, dass in dem einstigen, städtischen Bauernhaus drei schnuckelige Wohnungen – zwei sogar über zwei Etagen – entstehen. Über den Mietpreis macht er sich zurzeit noch keinen großen Kopf. „Mal sehen, wie die Umbauphase verläuft“, sagt der Bauherr. Zurzeit wird das entkernte Gemäuser, das bis dato auf Sandsteinfelsen stand, komplett unerkellert. Die geschätzte Bauzeit liegt bei gut einem halben Jahr.

Nun gibt es zweifelsohne leichtere Varianten, um drei Wohnungen zu bauen. Doch von der modernen Bauweise hält Dr. Große-Hovest herzlich wenig. Er würde gerne selbst am Türkenort einziehen, sagt er. Wenn er nicht schon in Recklinghausen an der Paulusstraße wohnen würde – in einem alten Haus, versteht sich.

„Diese Gebäude haben einen unglaublichen Charme und unheimlich viel Individualität“, schwärmt der 47-jährige. „Warum spielen wohl so viele Krimis in Altbauten?“ liefert er gleich noch den „TV-Beweis“ für seine These hinterher. Dabei geht es ihm nicht nur um nicht ganz so gerade Wände und ausgezirkelte Ecken. Die Baumaterialien sind es ebenfalls, die das Wohnen unter Denkmalschutz angenehm machen. Natürlich ist auch dieses Bauprojekt gewissen Standards an Geräusch- und Wärmedämmung unterworfen. Doch die werden mit den alten Baumaterialien bestens erreicht. Die Ausfachungen werden mit Lehm oder Strohlehm verputzt. „Ein herrliches Raumklima. Das sagt jeder, der einmal in so einem Haus gewohnt hat“, berichtet der Bauherr. Doch das Raumklima beschäftigt Dr. Große-Hovest aktuell nicht so sehr. Vielmehr das gemeine Herbstwetter. Und da spielt auch der Denkmalschutz keine große Rolle. Er muss zusehen, dass der Keller rauskommt.

 

 

 

 

Früher hausten hier viele Fledermäuse“

 

Renovierungsarbeiten am Fachwerkhaus Türkenort 7 machen große Fortschritte. Hälfte des Kellers schon ausgehoben.

Nur die morschen Balken werden ersetzt. Holznägel statt Stahlnägel. Bürger bleiben vor dem Haus stehen.

 

Von Ferdi Lindemann, Westdeutsche Allgemeine Zeitung

 

Das alte Fachwerkhaus am Türkenort 7 ist eine kleine Attraktion für die Dattelner Bürger geworden. Lange stand es leer und niemand beachtete das schöne Haus, das unter Denkmalschutz steht. Jetzt wird es „fachgerecht“ erneuert und zieht die Blicke der vorbei fahrenden Autofahrer oder der Fußgänger auf sich.

„Lohnt sich das überhaupt?“ fragt ein Nachbar. Bauherr Dr. Benedikt Große-Hovest zeigte sich kürzlich jedenfalls vom Nutzen der Sanierung überzeugt. Es ist schließlich nicht irgendein Haus, sondern eines der ältesten Häuser der Stadt. 1771 soll es erbaut worden sein. Darauf deuten jedenfalls die Unterlagen hin, die der Stadt zur Verfügung stehen.

Es hat sich in der letzten Woche am Haus wieder eine Menge getan. Die Hälfte des Kellers ist ausgebaggert worden. Über 200 Kubikmeter Erde wurden abgefahren. Drei Bagger waren im Einsatz. Das „Gerippe“ des Hauses ist so gut wie freigelegt und wird durch Holzstützen getragen. Nur morsche Balken werden ersetzt. Holznägel werden bei der Reparatur verwendet. Alles soll später so ursprünglich wie möglich aussehen.

„Die Leute bleiben stehen“, sagt Frank Sitko, Meister der Tief- und Landschaftsfirma Welling aus Recklinghausen. Ganz so neu sind die Arbeiten für ihn nicht. Bei der Renovierung eines Fachwerkhauses an der Kellerstraße in Recklinghausen war er ebenfalls beteiligt. „Die Arbeit ist interessant. Das hat man nicht alle Tage“, sagt er.

„Stück für Stück“ geht es am Türkenort 7 weiter. In zwei Wochen ist der Keller fertig. Dann wird weiter „entkernt“, bis die Firma anrückt, die die Wände mit Lehmziegeln und Lehmputz versieht. Nur der Nachbar ist nicht ganz glücklich über die Renovierung des alten Fachwerkhauses. „Hier hausten früher viele Fledermäuse, die haben uns die Mücken weggeholt“, weiß er.

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