Fachwerkhaus Marktstraße 4

Wohn- und Geschäftshaus, Marktstraße 4

 

Darstellung der wesentlichen charakteristischen Merkmale des Denkmals:

 

Der noch heute in allen Teilen bestehende Ursprungsbau des Hauses Marktstraße 4 ist ein kurzes Vierständer-längsdeelenhaus. Der Stallvorbau besteht wohl seit der Bauzeit. (bez. 1744)

1913 erfolgte der Umabu der Deele zu Wohnzwecken und geht wohl in eins mit dem Wachsen der Zeche und der Wohnraumherstellung im sich zur Stadt wandelnden Dorf Datteln. Hierbei wurden das Deelentor durch Tür und Fenster in Fachwerk eretzt. Innerhalb der Deele wurde eine Querwand gezogen und die inneren Ställe zu Wohnräumen umgebaut. Die Küche verblieb wohl an Ort und Stelle, selbst die rückwärtige Tür zum Herausführen der Zugtiere ist noch heute vorhanden, bekam aber zu irgend einer Zeit einen kleinen teilmassiven Vorbau.

1933 wurde ein erster und einziger Keller unter die ehemalige Deele gegraben und als Luftschutzraum eingerichtet.

1946 folgte der rückwärtige Werkstattanbau für eine Polsterei und Sattlerei, welcher in all seiner Ziegelvielfalt die Dürftigkeit des Bauens unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg belegt. Dieser eingeschossige Bauteil liegt schmal und unauffällig vor der südwestlichen Grundstücksgrenze.

1949 wurde ein Bombenschaden auf der Rückseite beseitigt und vor einigen Jahren der Stallvorbau schonend für die Zwecke des Ladengeschäftes im Inneren umgestaltet, wobei die Fachwerkwand auf der Grundstücksgrenze massiv ersetzt wurde. Alle Baumaßnahmen haben das Haus weder in seiner eigentlichen Konstruktion noch in seinen für die Emscher- und Hellweglandschaft typischen Verstrebungsfiguren angetastet. Die rechte Traufseite zeigt noch die ursprüngliche rot-weiße Farbgebung, wohingegen der Umbau von 1913 eine schwarz-weiße Farbgebung hervorgebracht hat. Beide Giebel sind nach wie vor mit Brettern verkleidet.

 

 

Nach alledem ist das Gebäude bedeutend für die Ortsgeschichte und die Geschichte der engeren Heimat der dort wohnenden und arbeitenden Menschen. Ferner ist es als älteste greifbare Bauschicht bedeutend für die Stadt Datteln als ehemalige Kleinstadt und belegt in der Stadtbaugeschichte den Wandel vom Dorf zur großen Industriestadt, weil das Fachwerkhaus sich hier durch Gestalt und Charakter von den übrigen Gebäuden und Anlagen abhebt und den historischen Entwicklungsprozess in nicht unerheblicher Weise bezeugt. Hierdurch ist das Haus im besonderen Maße zum Aufzeigen und Erforschen der historischen Vorgänge und Entwicklungen in Datteln geeignet.

 

Wissenschaftliche Gründe für den Denkmalwert des Gebäudes liegen im Zeugniswert für die Sozialgeschichte. Das Haus bezeugt den Wandel von der bäuerlich-ländlichen zur bürgerlich-städtischen Gesellschaft. Alle Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsformen bis hin zum Handwerksbetrieb seit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sind ablesbar. Für die Stadtgeschichte, die mit der Kath. Pfarrkirche St. Amandus bis in die Zeit um 800 zurückreicht, repräsentiert das Haus die älteste greifbare Profanbauschicht aus einer anscheindend besonders alten Hausstelle im eigentlichen Stadtzentrum.

Hinsichtlich der Bauentwicklungsgeschichte zeigt das Haus die besondere, landschaftlich gebundene und typische Fachwerkbauweise des Raumes mit ihren gebogenen Verstrebungsfiguren, wobei auch alte Funktionszusammenhänge im Hause durch die Raumaufteilung ablesbar blieben.

 

Dazu ist das Haus auffälliger städtebaulicher Bezugspunkt im Zenrum Dattelns, wodurch sich städtebauliche Gründe für den Denkmalwert ergeben, weil das Haus die Erscheinung des Orts-, Platz- und Straßenbildes bestimmt und charakterisiert. Von daher besteht zwischen dem Objekt und den übrigen Anlagen und Gebäuden in Datteln eine enge Verbindung. Ohne das Objekt wäre ein wesentlicher Teil der Datteln prägenden Gebäude und Anlagen verloren, zumal es eine große Aufmerksamkeit auf sich zieht.

 

Daher handelt es sich bei dem Objekt, bestehend aus dem konstruktiven, kraftschlüssigen Fachwerkgefüge, welches die Aussteifung des Hauskastens gewährleistet, und der inneren Raumaufteilung, wie sie sich im Originalzustand darbietet, um ein Baudenkmal im Sinne § 2 (1) DschG, an dessen Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse besteht. Der Denkmalwert soll ausdrücklich nicht auf das Gebäudeäußere beschränkt sein, weil die inneren Strukturen noch vollständig erhalten sind.

 

Tag der Eintragung: 20.06.2007

Nutzungsart: Wohnhaus/Geschäft

Öffentliche Baudenkmäler              Kirchliche Baudenkmäler              Private Baudenkmäler