Menschlichkeit ist seine Stärke
Stadtplakette für Walter Sauer / Am Leben der Stadt Anteil nehmen
Von Hartmut Salle, Dattelner Morgenpost, 22. Juni 1989
DATTELN. Ordnungsamtsleiter Theo Schomberg überreichte Blumen, als er Stadtdirektor a. D. Walter Sauer, dem gestern im Rahmen einer Feierstunde mit der Stadtplakette als viertem Dattelner Bürger die höchste Auszeichnung zuteil wurde, die die Stadt zu vergeben hat, dankte für dessen „menschliche Art, mit der selbst harte Entscheidungen durchgesetzt wurden“. Schomberg sprach hier für die Mitarbeiter der Verwaltung, die Walter Sauer im Verlauf von 24 Dienstjahren an der Spitze der Verwaltung als einen fairen Chef kennen und schätzen gelernt hatten. Als Chef, dem Menschlichkeit und Vertrauen stets mehr galten als purer Perfektionismus.
Davon spürten die Gäste noch einmal etwas, als sich Walter Sauer für die Ehrung bedankte und für mehr Vertrauen zwischen den demokratischen Parteien und zwischen Ratsfraktionen und Verwaltung warb.
Er habe nicht im entferntesten daran gedacht, dass ihm – der er doch Geld für seine Arbeit bekommen habe – einmal diese bedeutende Auszeichnung zuteil werden würde; „Wer dem Publikum dient, ist ein armes Tier. Er quält sich ab, aber niemand dankt ihm“, zitierte Walter Sauer Goethe, als er hinzufügte: „Der Rat verhielt sich anders, als es bedeutende Persönlichkeiten unserer Geschichte sagen. Das weiß ich dankbar zu würdigen.“
Um so mehr, als er selber daran beteiligt gewesen sei, diese Auszeichnung zu schaffen, die nicht zuletzt bürgerschaftliches Selbstbewusstsein ausdrücke. Die Demokratie, so Walter Sauer, lebe von mündigen und aktiven Bürgern. Und wer an den Dingen in seiner Stadt keinen Anteil nehme, sei nicht ein stiller, sondern ein schlechter Bürger. Er wolle, wenn es seine Gesundheit denn zulasse, weiter ein aktiver Bürger in dieser Stadt sein.
In seiner Laudatio auf Walter Sauer hatte Bürgermeister Horst Niggemeier (MdB) die wichtigsten Stationen auf dem Arbeitsweg des Stadtdirektors a. D. skizziert.
Er, so Horst Niggemeier, habe von 1966 an mit Walter Sauer zusammengearbeitet, wisse aus eigener Erfahrung um dessen Fleiß und Ideenreichtum und könne daher mit ruhiger Stimme sagen: „Walter Sauer hat mehr als seine Pflicht getan und er hat sich um unsere Stadt und ihre Bevölkerung verdient gemacht.“
Stadtplakette zeichnet Walter Sauer aus
„Stadtdirektor für alle Gruppen der Stadt“
Als Pensionär will er aktiver Bürger bleiben
Von Friedrich Wilhelm Eckhardt, WAZ, 22. Juni 1989
„Ich verlasse dieses Rednerpult als Ihr dankbarer Mitbürger!“ Diese Worte von Stadtdirektor a. D. Walter Sauer lösten gestern im Rathaussaal lang anhaltenden Beifall aus. Vorausgegangen war eine Ehrung, die er als seinen zweiten Höhepunkt in diesem Saal bezeichnete: vor über 24 Jahren war er hier als Stadtdirektor vereidigt worden, und gestern erhielt er bei dieser Feier die Stadtplakette als höchste Auszeichnung, die die Kanalstadt vergeben kann. In den 15 Jahren zuvor waren Dechant Emanuel Wethmar, Bauunternehmer Heinrich Speeck und der schon verstorbene Arzt Dr. Georg Toschke auf diese außergewöhnliche Weise geehrt worden.
„Walter Sauer hat in diesen 24 Jahren mehr als seine Pflicht getan und sich um die Stadt verdient gemacht“, sagte Bürgermeister Horst Niggemeier, der in seiner Rede Entwicklungen und Ereignisse nannte, die mit dem Namen Walter Sauer verbunden sind. Er lobte den hohen Sachverstand, dass er sich „den wirklich fairen Umgang mit dem Rat leisten konnte“, und: „Er wollte und war auch wohl der Stadtdirektor für alle Gruppen in der Stadt!“
Ich bekenne heute gerne, dass ich mich über diese Ehrung freue“, sagte Walter Sauer, der darin aber auch eine Auszeichnung für die 24 Jahre von ihm geleitete Verwaltung sieht, Dass der Rat dies beschlossen hat, erfreut ihn deshalb, weil dieses Gremium unmittelbar von der Bürgerschaft gewählt ist. Wie einst im Dienst sagte er auch jetzt, die Demokratie lebe von mündigen und aktiven Bürgerinnen und Bürgern: „Im Rat sollten Frauen und Männer mitwirken, die ihre Gemeinde kennen, lieben und schätzen!“ Ruheständler Walter Sauer versprach, dass er zwar Abstand gewinnen, aber schließlich auch weiter als aktiver Bürger am Leben dieser Stadt teilnehmen will. (Foto: Gatzmanga)