Freiheit Horneburg

 

Fachwerkhäuser geben dem Ort sein unverwechselbares Gepräge.

 

Einst lebten hier 33 eingesessene Bürger mit Bürgerrecht mit ihren Familien – und alle standen sie in enger Beziehung zum Schloss. Die Bürger waren für die Verteidigung der Burganlage mit Hauptburg, Vorburg und Freiheit zuständig. Ferner mussten sie gewisse Dienste für den Burgherrn verrichten als Bedienstete im Schloss, als Schreiber oder als Gehilfen des kurfürstlichen Oberkellners bei der Steuer- und Abgabeneinziehung, als Torwächter, als Nachwächter. Während die Amtsträger der Burg nur zum Teil Bürger der Freiheit Horneburg waren, zählten neben den Bürgern auch Kötter und Heuerlinge ohne Bürgerrecht mit ihren Familien zu den Bewohnern der Freiheit. Um das Jahr 1800 hatte Horneburg etwa 300 Einwohner.

 

Heute leben in Horneburg etwa 1600 Menschen – sie identifizieren sich mit ihrem Dorf; ja sie bilden immer noch eine intakte, eng verbundene Dorfgemeinschaft. Am Maibaum auf dem ehemaligen Kirchhof präsentieren sich die Vereine und Nachbarschaften auf Schildern und Tafeln. Neben Blasorchester, Feuerwehr und Sportvereinen wirkt der Bürgerschützenverein mit seinen beiden Kompanien und über 300 Mitgliedern in das Dorfleben hinein. Ein Heimatausschuss erforscht seit vielen Jahren unermüdlich die eigene Geschichte und unterhält seit 1992 ein eigenes Dorfarchiv. Dauerhafte Erläuterungstafeln markieren einen historischen Pfad durch den Ort.

 

Der Charme des Dorfkerns basiert auf den zahlreichen Fachwerkhäusern entlang der Horneburger Straße, der Schloßstraße und der Straße Im Ort. Größtenteils wirken sie gepflegt, ihre Eigentümer sind stolz auf sie und zumeist bestrebt, den historischen Charakter der alten Fassaden zu erhalten. Bis heute haben sich die charakteristischen Merkmale, Straßennetz, giebelständige Fachwerkhäuser, Parzellenstruktur, dieses dem Schloss vorgelagerten Siedlungsgebietes erhalten, das ehemals durch einen Graben und mit dem Schlossbereich durch eine Wallanlage gegen äußere Angriffe geschützt war. Die geschlossene Einheit der Horneburger Freiheitshäuser ist sicherlich als einziger in der Stadt erhaltener historischer Ortskern bedeutend für die Stadt Datteln, eine Perle der Stadt.

 

 

Etwa um 1400 wurde die Horneburg zu einer stark bewehrten Festungsanlage ausgebaut.

 

Entstanden ist diese Freiheit Horneburg im Anschlusse an die gleichnamige Burg bereits im Mittelalter. Im Zuge des Ausbaus der Burganlage durch die Herren von Oer um 1380 wurden die Bürger – zur Erhöhung der Sicherheit der zentralen Hauptburg – in einseitig bebauten Häuserzeilen östlich und südlich der Burggräben angesiedelt. Indem diese Niederlassung durch Graben und Wall mit der Vorburg und Hauptburg verbunden wurde, entstand ein großartiges Festungssystem, das im Mittelalter erst mit Anwendung erheblicher Belagerungsmittel bezwungen werden konnte. Der Angriff mußte zunächst auf die Freiheit gerichtet und dann, wenn diese genommen war, auf die Vorburg vorgetragen werden. Erst wenn diese beiden Hindernisse überwunden waren, begann der Kampf um die besonders stark befestigte Hauptburg.

 

Die Verteidigung der Horneburg und der Erhalt der Wehranlagen gehörte demnach von Anfang an zu den bedeutenden Aufgaben der dort ansässigen Bürger. Sie hatten also „das Schloss, die Vorburg und die Freiheit wohl zu hüten, zu wachen und zu bewahren“. Deshalb erhielten die Bewohner Sonderprivilegien; daher rührt die Ortsbezeichnung „fryheit Horneburg“. Mit dem Titel „Freiheit“ war das Privileg verbunden, den Freiheitsvorstand, bestehend aus zwei Bürgermeistern und vier so genannten Kurgenossen, zu wählen und den Ort selbst zu verwalten. Das Privileg endete 1803, der Name ist geblieben.

 

Schon früh sah sich der Burgherr verpflichtet, den Bürgern der Freiheit den Lebensunterhalt zu sichern. Jeder Siedler erhielt nicht nur eine Hausstelle, sondern auch einen Garten außerhalb der Befestigung, ein Stück Saatland und das Nutzungsrecht in Wald und Weide. Bis zum Jahre 1806 waren die Horneburger Bürger zudem frei von wesentlichen Steuern und vom Kriegsdienst; während der kurköllnischen Zeit blieben ihnen Einquartierungen erspart. Dafur mußten sie „das Schloß putzen, bei Anwesenheit des Landesherrrn am Schlosse und an den Toren Wache halten, das zur Hofstatt gehörige Personal in Quartier nehmen und mit Speise versehen“.

 

Kupferstich der Horneburg von 1760

 

Ein Erdwall und ein Wassergraben umschlossen den Dorfkern.

 

Schon früh sah sich der Burgherr verpflichtet, den Bürgern der Freiheit den Lebensunterhalt zu sichern. Jeder Siedler erhielt nicht nur eine Hausstelle, sondern auch einen Garten außerhalb der Befestigung, ein Stück Saatland und das Nutzungsrecht in Wald und Weide. Bis zum Jahre 1806 waren die Horneburger Bürger zudem frei von wesentlichen Steuern und vom Kriegsdienst; während der kurköllnischen Zeit blieben ihnen Einquartierungen erspart. Dafur mußten sie „das Schloß putzen, bei Anwesenheit des Landesherrrn am Schlosse und an den Toren Wache halten, das zur Hofstatt gehörige Personal in Quartier nehmen und mit Speise versehen“. So wuchs die Freiheit im Laufe der Jahre wuchs auf 33 Hausstätten an; nach außen wurde sie durch einen Wall und Grabenring gesichert.

 

All die Häuser, die als Ensemble noch heute den Namen „Freiheitshäuser“ tragen, sind erst nach dem großen Feuer von 1646 errichtet wurden, weil der französische Marschall Henri de La Tour d'Auvergne, Vicomte de Turenne gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges alle in Horneburg aufstehenden Bauten, die dem Feind, dem Erzbischof von Köln zugerechnet wurden, dem Erdboden gleichzumachen: die Hauptburg, die Vorburg und die umliegenden Wohnhäuser der Freiheit, um sich wegen eines Angriffes auf seine Nachhut zu rächen.

 

Nach der vollständigen Zerstörung der Verteidigungsanlagen im Jahre 1646 wurde die Freiheit auf dem Gelände südlich und westlich der Vorburg wieder aufgebaut, entlang einer Straße, die hier in westöstlicher Richtung verläuft. Die enge Bindung der Menschen zum Schloss verrät, warum die Freiheit keine bäuerliche, sondern eine bürgerliche Ansiedlung war. Selbst die Häuser der Bewohner waren in das burgherrliche Festungssystem einbezogen, indem ein Graben mit davorliegendem Walle die ganze Anlage umschloss. Durch diesen Ring führte im Süden die genannte Straße, an der die „Neubauten“ errichtet wurden; die beiden Stellen, wo die Straße den Ringwall durchbrach, waren durch verschließbare Torbauten gesichert: im Westen das Recklinghäuser Tor, im Osten das Lüner Tor. An beiden Toren stand jeweils ein Wachthäuschen, Brücken führten über Wall und Graben.

 

Die Fachwerkhäuser im Verlaufe der Ortsdurchfahrt geben ein beredtes Zeugnis von der Geschichte des Dorfes.

 

Das älteste heute noch erhaltene Haus (Horneburger Straße Nr. 28) trägt die Jahreszahl 1659, es ist damit auch das älteste Haus in Datteln. Es ist also unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden und steht heute unter Denkmalschutz. Da es - trotz der vielen Jahrzehnte seines Bestehens - auch im Innern kaum verändert wurde, gibt es uns heute noch Aufschluss über die Lebens-, Arbeits- und Wohnverhältnisse des 17. Jahrhunderts. Das Gebäude stand einige Jahre unbewohnt. Inzwischen ist es von einem Horneburger Bürger erworben worden und wird zurzeit renoviert.

 

Im Torbalken des Hauses Schloßstraße 4 steht die Jahreszahl 1820.

 

Die meisten der heute den Ortskern des Dorfes Horneburg prägenden Fachwerkhäuser stammen jedoch aus dem 18. und 19.  Jahrhundert. Auch wenn die Grundstücke in ihrer Breite weitgehend dem Urzustand entsprechen, sind die teilweise 200 Jahre alten Gebäude nicht mehr mit den ursprünglichen Bürgerstätten in Verbindung zu bringen. Eines der ältesten Gebäude ist ›Tuens Hüsken‹, ein unscheinbar kleines Gebäude in den Gärten an der neuen Pfarrkirche, einstmals Gefängnis und Wachthaus an der Ortsbefestigung. Es ist offenbar nach dem „Wallmeister“ Tuens benannt, der in diesem Haus wohnte und die Aufgabe hatte, den Wall und die Zugbrücke an dem benachbarten Lüner Tor zu bewachen und seine Bewohner vor Eindringlingen zu beschützen.

 

In die Denkmalliste der Stadt Datteln aufgenommen wurden die Häuser:

 

am 27.03.1985   Horneburger Straße 38 - Fachwerkgiebelhaus 1723

 

am 15.10.1991   Horneburger Straße 23 - Wohnhaus von 1771, umgewandelt 1820 zu einem Wohnhaus mit landwirtschaftlichem Betrieb

 

am 25.04.1994   Schloßstraße 3 - Fachwerktraufenhaus aus dem 2. Viertel des 19. Jhs.

 

am 06.05.1994   Horneburger Straße 46 - Fachwerkgiebelhaus 18. Jh.

 

am 30.12.1997   Horneburger Straße 28 - Fachwerkgiebelhaus 1659

 

Außerdem finden sich das Schloss und die Alte Kirche in dieser Liste.

 

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat der Stadt Datteln gegenüber angeregt, über eine Denkmalbereichssatzung für den Kern von Horneburg nachzudenken.

 

Die Schlosskirche, in den 60er Jahren zu klein geworden, dient heute der Russischen Gemeinde St. Boris und Gleb.