Marius Kusch

 

 

Marius Kusch wurde am 5. Mai 1993 in Datteln geboren. Er zählt zu den besten deutschen Schwimmern, der sich auf das Schmetterlingsschwimmen spezialisiert hat. Bei internationalen Wettbewerben hat er 7 Medaillen gewonnen. Bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften im australischen Melbourne (25-m-Bahn) gewann er im Dezember 2022 über 100 m Schmetterling die Bronzemedaille. Hinter dem Südafrikaner Chad le Clos (48.59) und dem Kanadier Ilja Kharun (49.03) belegte er den dritten Platz in 49.12 Sekunden. Das heißt: Beim Gewinn der Bronzemedaille blieb er nur sieben Hundertstel langsamer als bei seinem persönlichen Rekord.

 

Seine persönliche Bestzeit über diese Distanz liegt bei 49.06 Sekunden, aufgestellt am 5.12.2019 bei den Kurzbahn-Europameisterschaften im schottischen Glasgow. Mit dieser Leistung stellte er damals den noch heute gültigen deutschen Rekord in dieser Disziplin auf, und mit dem Titelgewinn erhielt er die Goldmedaille. Erstmals seit dem EM-Titel in Schottland vor drei Jahren kam er in Melbourne wieder so nah an diese Zeit ran.

 

In Melbourne holte sich Marius Kusch seine dritte internationale Kurzbahn-Medaille. Bei den Europameisterschaften im 25-Meter-Becken war er 2017 Dritter und 2019 sogar Europameister geworden. WM-Bronze kam aber deshalb überraschend, da er aus einer einjährigen Pause zurückgekehrt ist. „Ich hatte mir vergangene Saison länger Zeit gelassen, um zu schauen, wo ich denn bis Paris 2024 weiterschwimmen kann und möchte. Diese Pause war auch wichtig für den Kopf. Ich bin dabei aber immer aktiv geblieben, bin jeden Tag zweimal surfen gegangen, oder golfen oder skaten“, erzählte der 29-Jährige.

Marius Kusch 2016 (Foto: Dattelner Morgenpost)


Um international wieder vorn mitzumischen und die Weichen für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu stellen, wagte Kusch vor kurzem einen Neustart. Nachdem er seit 2019 mehrere Jahre lang in San Diego, Kalifornien seine Trainingsbahnen gezogen hatte, schlug er seine Zelte im Sommer 2022 in Bloomington (Indiana) auf und hat dort unter anderem Gesellschaft von seinem Nationalmannschaftskollegen Rafael Miroslaw. Zuvor, zum Jahresbeginn 2016, war der Ausnahmeschwimmer - wegen der perfekten Trainingsbedingungen in den USA - an die Queens University von Charlotte (North Carolina) gegangen.

 

Vom SC Datteln zur Weltspitze

 

Dabei hat Maris Kusch niemals vergessen, dass er seine Schwimmsportkarriere noch vor seiner Einschulung im Alter von fünf Jahren beim SC Datteln begonnen hat. Dort lernte er das Schwimmen und feierte nach wenigen Monaten bereits erste Erfolge bei Nachwuchsschwimmfesten. 2011 blickte er auf die Anfänge im Schwimmbecken zurück: „Ich war damals schon immer der Schnellste.”

 

Tatsächlich war er für seine Trainingspartner und den SC Datteln nach einigen Jahren zu schnell geworden und die Familie suchte einen neuen Club, um die bereits erkannten Talente des Sohnes bestmöglich fördern zu können. Diese Entscheidung führte Marius Kusch 2004 zunächst zum SV Blau-Weiß Recklinghausen, wo die eigentliche Leistungssport-Karriere des damals Elfjährigen begann. Erste Erfolge auf Bezirksebene und bei größeren Schwimmfesten zeigten, dass die Entscheidung richtig war, in die nächstgrößere Stadt zu fahren und dort bei einem angesehenen Schwimmverein zu trainieren. „Ich habe mich sehr wohl gefühlt in Recklinghausen. Fast mein gesamter Freundeskreis schwamm dort mit mir.“ Es gab jedoch ein Problem: „Nach kurzer Zeit war ich beim SV Blau-Weiß wieder der Schnellste und hatte nur wenige Trainingspartner, die mit mir mithalten konnten.“

 

Als den Trainern das außergewöhnliche Talent des heranwachsenden Jugendlichen immer deutlicher wurde, reifte 2009 der Plan, einen Wechsel zu einem Bundesstützpunkt anzustreben, so wechselte Marius Kusch von SV Blau-Weiß Recklinghausen zur SG Essen. Er zog zu Hause aus und wohnte bis zum Abitur im Sport- und Tanzinternat in Essen-Rüttenscheid.

 

Damals hob Marius Kusch hervor: „Die Entscheidung, nach Essen zu wechseln, haben vor allen Dingen die hervorragenden Standortbedingungen beeinflusst, die mir hier geboten werden. Vom Internat zu meiner Schule, dem Helmholtz-Gymnasium, und zum Schwimmbad sind es jeweils nur wenige Meter.“ Wer den Alltag eines jungen Leistungsschwimmers auf höchstem Niveau kennt, der weiß, wie wichtig diese Faktoren sind. Für Marius Kusch begann der Tag bereits um 5:15 Uhr, um eine halbe Stunde später das erste Mal, noch vor der Schule, ins Wasser zu springen und zu trainieren. Nur wenige Minuten später begann für den Gymnasiasten die Schule. Der Tag endete nach einem ausgefüllten Schultag, nochmaligem Training am Nachmittag von 16-19:30 Uhr und den danach noch fälligen Hausaufgaben für ihn erst um 22 Uhr. Zeit für Freunde oder Freizeit blieb da nur wenig.

 

Für Marius lohnten sich diese Anstrengungen jedoch: „Die Momente des Erfolgs, wenn man bei nationalen oder internationalen Meisterschaften auf dem Treppchen steht und weiß, was man gerade eben geleistet hat, entschädigen für die harte Arbeit, die man im Vorfeld leisten muss. Man muss ein Ziel haben, auf welches man hinarbeitet.” Seine erste Einzelmedaille bei deutschen Meisterschaften (Bronze) gewann er im Jahre 2013 über 100 m Schmetterling, das seine Paradestrecke werden sollte; 2015 wurde es Silber, 2017 Gold. 2015 nahm er erstmals an den Kurzbahn- Europameisterschaften, 2016 an den Kurzbahn-Weltmeisterschaften teil. 2017 wurde er dann bei den europäischen Kurzbahnmeisterschaften erstmals mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet. Auch bei der Ehrung zum Sportler des Jahres 2017 in Datteln wurde ihm wegen seiner internationalen sportlichen Erfolge der 1. Platz zugesprochen. Bei der Wahl zum Kreissportler des Jahres wurde der Dattelner bereits 2012 zum Sieger gekürt.

 

In Glasgow wurde Marius Kusch 2019 Kurzbahn-Europameister mit der Weltjahresbestzeit von 49.06 Sek.

 

 

Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro kamen für Marius Kusch zu früh, doch 2021 in Tokio war er dabei, auch wenn ihm dort die großen spektakulären Erfolge versagt blieben. Als großes Ziel hat er jetzt noch die Olympischen Spiele 2024 in Paris vor Augen. Zwischen seinem Trainer John Long und ihm werden die Belastungsphasen schon jetzt darauf abgestimmt, um dort mit dann 31 Jahren auf dem Leistungszenit zu sein. Seit Sommer 2022 arbeiten die beiden wieder zusammen, schon an der Uni in North Carolina konnte er Kuschs Fähig- und Fertigkeiten erfolgreich weiterentwickeln.

Gegenüber dem WDR (am 23.12.2022) begründete Marius Kusch diese Entscheidung zur erneuten Zusammenarbeit so: "Ich wollte für 2023 und 2024, die wahrscheinlich letzten beiden Jahre meiner Karriere, nicht nochmal eine neue Beziehung zu einem neuen Trainer aufbauen. Mit John passt es sehr gut. Ich bin jetzt auf einem Level, auf dem ich meinen Körper sehr gut kenne. Dieses Feedback nimmt er auf und baut es ins Training ein." Und er beendet das WDR-Interview mit den Worten: "Stand jetzt werde ich danach aufhören.” Und schiebt doch hinterher: "Aber vielleicht mache ich noch eine Kurzbahnsaison mit."

 

 

Auf den Sportseiten unserer Lokalzeitung wurde dem Werdegang des Dattelner Ausnahmeathleten Marius Kursch regelmäßig Beachtung geschenkt. Stellvertretend für die ausführliche Berichterstattung in der Dattelner Morgenpost möchten wir einzelne Artikel aus verschiedenen Jahren dokumentieren:

 

 

Strammes Programm im Sportinternat

 

Von Michael Steyski, Dattelner Morgenpost, 6. Januar 2010

 

RECKLINGHAUSEN/ESSEN. Vor knapp einem halben Jahr haben Helina Simsek und Marius Kusch einen großen Schritt gewagt. Die beiden Jugendlichen kehrten dem Schwimmverein Blau-Weiß RE den Rücken und heuerten bei der SG Essen an.

 

Es war kein „normaler“ Vereinswechsel. Helina Simsek und Marius Kusch leben seit Schuljahresbeginn im Sportinternat der Startgemeinschaft. Die Umstellung sei groß gewesen, gibt Helina Simsek unumwunden zu. Fernab von ihrer Familie, von Freunden und ehemaligen Mitschülern des Marie-Curie-Gymnasiums habe die 14-Jährige anfangs etwas Heimweh gehabt. Auch Marius Kusch musste sich umstellen, seine Familie und Freunde nur noch an Wochenenden – falls es keinen Wettkampf gibt – zu sehen. Allein fühlt sich der 16-Jährige in Essen jedoch nicht. „Man findet schnell neue Freunde.“

 

Beide Jugendliche haben sich selbst um den Wechsel ins Essener Sportinternat bemüht. Sowohl Helina Simsek als auch Marius Kusch begrüßen die optimalen Bedingungen, die kaum mit denen in Recklinghausen zu vergleichen seien, sagt die 14-Jährige. In Essen müssten sich weniger Schwimmer – die Trainingsgruppe umfasst 17 Jugendliche – eine Bahn teilen und kämen sich daher nicht in die Quere.

 

Ihr großes Talent hat Marius Kusch und Helina Simsek, die sechs Jahre lang für den SV Blau-Weiß auf die Startblöcke gingen, die Türen geöffnet. Die Jugendlichen absolvierten ein Probetraining in Essen und stellten ihr Können unter Beweis. Eine Zusage gab es nicht sofort, erinnert sich der 16-Jährige. Die folgte aber einige Tage später.

 

„Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt Marius Kusch nach dem ersten halben Jahr in der Fremde. Die Trainingstage in Essen sind straff organisiert. Vor der Schule steht eine erste lockere Schwimm-Einheit auf dem Programm. Nachmittags folgt ein intensives Training im Schwimmbecken und anschließend im Kraftraum.

 

 

Kusch schafft's bis ins WM-Finale

 

Von Michael Steyski, Dattelner Morgenpost, 26. August 2011

 

DATTELN. Vom beschaulichen Datteln raus in die große weite Welt: Marius Kusch nahm mit der Deutschen Nationalmannschaft an der Junioren-Weltmeisterschaft in Lima (Peru) teil.

 

Eine unglaubliche Saison hat mit der Teilnahme an der Junioren-WM in Lima nun ihr wohl verdientes Ende gefunden. Nach insgesamt drei Titeln bei Deutschen Meisterschaften mit der Mannschaft und im Einzel sowie einer deutschen Vizemeisterschaft, der Teilnahme auf der Junioren-EM in Belgrad mit dem Gewinn einer Silbermedaille konnte Kusch nun noch mit der Lagen-Staffel das WM-Finale erreichen und belegte am Ende mit ihr einen hervorragenden Rang 5. Über die Einzelstrecken zeigte sich, dass die lange Saison ihren Tribut forderte und Bestzeiten eben nicht wie am Fließband geschwommen werden können. Marius blieb hinter den Zeiten der Deutschen Meisterschaften zurück, die bei der WM ohne weiteres ausgereicht hätten, sich in die Weltspitze einzuordnen.

 

„Für mich ist es eine unvergessliche Zeit und ein einmaliges Erlebnis, dass ich mich mit den Besten der Welt messen durfte. Und Platz 5 in der Welt ist ja auch nicht schlecht“, meint Marius. „Eine besondere Ehre war es für mich, dass ich beim Einmarsch der Nationen die Deutsche Fahne tragen durfte“. Die Saison ist damit für den Kanalstädter beendet. „Nun freue ich mich darauf, endlich 14 Tage Urlaub machen zu dürfen und werden ihn mit meinen Freunden genießen. Wenn das Wetter mitspielt, kann man ja trotzdem noch ein bisschen ins Freibad gehen“.

 

Wahl zum Sportler des Jahres im Kreis Recklinghausen 2011: Marius Kusch (Mitte) belegte den 2. Platz hinter dem Ruderer Malte Jakschick (links) und vor dem Mountainbiker Markus Schulte-Lünzum aus Haltern. (Foto RZ)

 

 

Kusch hat ein spannendes Jahr vor sich

 

Von Mahroor Ahmad, Dattelner Morgenpost, 28. Januar 2013

 

DATTELN. Dass sich Marius Kusch die Olympischen Spiele im letzten Sommer in London angeschaut hat, steht außer Frage. Der 19-jährige Schwimmer ist schließlich selbst auf dem besten Wege, Profi-Schwimmer zu werden. Doch neben Superstars wie Paul Biedermann, Britta Steffen oder auch Ryan Lochte interessierte sich Kusch auch für Alexandra Wenk, seine Freundin.

 

Mit der 18-jährigen Europameisterin aus München ist der Dattelner seit 2011 liiert. Die beiden talentierten Top-Athleten müssen allerdings mit einer Fernbeziehung vorlieb nehmen. „Klar, wir skypen natürlich so oft es geht“, sagt Marius Kusch. Doch der Schwimmsport eint die beiden buchstäblich, bereits nächste Woche stehen Mannschaftswettkämpfe in Dortmund auf dem Plan. „Dann wird sie aus München anreisen.“

 

Doch lange turteln ist nicht. Es steht ein anspruchsvolles Jahr an. „Mein Fernziel sind die Europameisterschaften 2014 in Berlin und natürlich die Olympischen Spiele in Brasilien 2016“, sagt Kusch – und gibt die Marschroute für dieses Jahr praktisch vor. Bereits im April muss der Dattelner, der seit rund drei Jahren im Internat der SG Essen unter der Leitung von Neu-Bundestrainer Henning Lambertz betreut wird, in Bestform sein. „Dann stehen in Berlin die Deutschen Meisterschaften an, da will ich mich für den B-Kader qualifizieren.“

 

Noch ist Kusch im Bundeskader C, der untersten Kategorie aller Athleten auf nationaler Ebene. Ganz oben schwimmen die ganz großen Fische, wie Biedermann & Co. Von der Bundes-Elite trennen ihn noch wenige Sekunden: „Steffen Deibler ist über 100 Meter Schmetterling mit 51,8 Sekunden der Schnellste, ich bin derzeit bei 54,1 Sekunden.“ Dass sich Kusch in den nächsten Wochen und Monaten weiter verbessern wird, darauf hofft der 19-Jährige sehr. „Zehn Einheiten im Wasser und fünf im Kraftraum, das ist mein Pensum in der Woche.“

 

Bereits um 5 Uhr in der Früh jagt ihn sein Wecker aus dem Bett – es geht praktisch direkt ins Becken. „Ich esse vorher noch Müsli mit Milch.“ Bis kurz nach sieben wird trainiert, anschließend geht’s zurück in die Wohnung, ehe Kusch pünktlich um acht Uhr die Schulbank am Helmholtz-Gymnasium drückt. Nachmittags hat der 19-Jährige ein wenig Luft, ehe um 17 Uhr das nächste Training wartet. „Abends achte ich schon darauf, früh zu schlafen. Auf acht Stunden sollte ich kommen.“ Ein kurzer Chat mit Freundin Alexandra ist aber noch drin...

 

 

Deutsche Mannschaftsmeisterschaft

Marius Kusch holt den Titel - der Bundestrainer gratuliert

 

Von Martin Behr, Dattelner Morgenpost, 4. Februar 2014

 

DATTELN. Was für ein Auftritt vom Dattelner Ausnahme-Schwimmer Marius Kusch: Bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft knackte Kusch, der für die Stadtwerke München startet, persönliche Bestzeiten am laufenden Band und verteidigte souverän seinen Mannschaftsmeister-Titel.

 

Die Konkurrenz staunte Bauklötze und sogar Bundestrainer Henning Lambertz kam nach Kuschs herausragenden Auftritt persönlich zum Gratulieren vorbei. „Ich kann es gar nicht glauben, dass ich mich schon jetzt so extrem steigern konnte“, ist auch Marius Kusch selbst überrascht.

 

Denn noch im letzten Jahr startete der Dattelner an gleicher Stelle für die SG Essen, gewann mit seinem Verein damals schon den Titel. Seit August letzten Jahres schwimmt Kusch nun unter der Flagge der Stadtwerke München, konnte seine Zeiten unter seinem neuen Trainer Olaf Bünde bereits jetzt, nach nur einem halben Jahr, enorm steigern.

 

„Ich hatte mir eigentlich nur vorgenommen, einige der Favoriten anzugreifen und meine persönlichen Bestzeiten zu verbessern“, meinte der Dattelner Athlet, der im besten Falle um eine Medaille mitschwimmen wollte. Apropos Favoriten: Dazu zählten in diesem Jahr vor allem die Teams aus Potsdam, Neukölln-Berlin und natürlich Titelverteidiger SG Essen. Letzteres Team – so viel sei vorweg genommen – schaffte es nur auf Rang vier.

 

 

Kusch & Co. machen Schwimm-Chef Freude

 

Von Christian Kunz und Marc Zeilhofer, dpa, Dattelner Morgenpost, 12. Dezember 2016

 

Windsor (dpa). Ein Finalplatz zum Abschluss rundet das WM-Debüt von Marius Kusch ab. Der in den USA studierende Sportler ist eine Tokio-Hoffnung hinter den Medaillengewinnern. Sein Weg ist nicht typisch für einen deutschen Schwimmer.

 

Für den deutschen Vielstarter ging es nach der Kurzbahn-WM der Schwimmer in Kanada besonders schnell nach Hause.

Im Gegensatz zu Doppel-Weltmeister Marco Koch und Silbermedaillengewinner Philip Heintz düste Marius Kusch nicht über den Atlantik zurück nach Deutschland, sondern in seine nur rund 1000 Kilometer entfernte amerikanische Wahlheimat Charlotte in North Carolina. Der für die SG Stadtwerke München startende Kusch versucht sich Richtung Sommerspiele 2020 auf dem Weg, den zuletzt Athen-Medaillengewinnerin Anne Poleska erfolgreich bestritt.

«Ich finde es immer gut, wenn die Athleten absprechen, auf welches College sie in den USA gehen», sagte der deutsche Chefbundestrainer Henning Lambertz. «Marius ist unter Großbetreuung von David Marsh, einem der besten Trainer, die wir auf der Welt haben.» Im Eliteteam von Marsh werden Olympiasieger wie Tyler Clary, Anthony Ervin oder Jimmy Feigen geführt. Der 23-jährige Kusch lebt seit knapp einem Jahr in den USA, studiert dort Finanzwesen. Die große deutsche Nachwuchshoffnung Maxine Wolters (17 Jahre) soll bald ebenfalls nach Amerika gehen.

 

Über 50, 100 und 200 Meter Schmetterling startete Kusch zuvor bei den Titelkämpfen in Windsor, bei denen die Ungarin Katinka Hosszu (siebenmal Gold) und der Südafrikaner Chad le Clos (drei Titel und ein Weltrekord) für die internationalen Topleistungen sorgten. Zum Abschluss gab es am Sonntag (Ortszeit) für Kusch Rang acht im Finale über 100 Meter Freistil in 47,44 Sekunden. «Er hat jedes Rennen auf einem absolut hohen Niveau gemacht, unfassbar viele persönliche Bestzeiten erzielt. Das war à la bonne heure, und da bin ich sehr stolz auf den Kleinen», lobte Lambertz.

Schwimmer wie Kusch und Wolters oder die 15-jährige Celine Rieder und die 14-jährige Isabel Marie Gose sind es, die Lambertz Hoffnungen für Tokio machen. «Auch wenn Marius schon Jahrgang 93 ist, ist das auf jeden Fall jemand, den wir in der Zukunft immer im Auge haben dürfen», sagte der Cheftrainer. Im Sommer verpasste der im nordrhein-westfälische Datteln geborene Sportler nur knapp hinter dem Olympia-Vierten von London, Steffen Deibler, das Ticket für die Sommerspiele.

 

Das soll ihm vor den Olympischen Spielen 2020 nicht noch einmal passieren. «Man hat bei der WM gemerkt, dass man von Wettkampftag zu Wettkampf deutlich selbstbewusster wird», schilderte der WM-Debütant einen wesentlichen Lerneffekt, von dem auch Wolters, Rieder & Co. profitieren. «Ich werde im Mai 2019 mit meinem Studium fertig sein. Aber ich will auf jeden Fall bis 2020 in den USA bleiben, um mich auf Tokio vorzubereiten», sagte Kusch.

Dazu verzichtet er auf Weihnachten in Deutschland, muss sich sein Lieblingsessen Rouladen mit Rotkohl und Klöße also selber kochen. Erst Mitte nächsten Jahres wird er seine Eltern bei den deutschen Meisterschaften wieder sehen, «wann immer die sind». Erst einmal stehen für den Teamkapitän seiner US-Mannschaft von Dienstag bis Donnerstag Klausuren und ein Wettkampf an. Dabei schwimmt er alle seine WM-Strecken an einem Tag.

 

 

Kuschs Vorbereitung auf die EM läuft auf Hochtouren

 

Dattelner Morgenpost, 8. November 2017

 

DATTELN. Die Vorbereitungen für die Kurzbahn-Europameisterschaften laufen für den gebürtigen Dattelner Schwimmer Marius Kusch auf Hochtouren. Die vom 13. bis 17. Dezember in Kopenhagen stattfindenden Wettkämpfe sind der diesjährige Abschluss seiner bisher erfolgreichsten Saison.

 

In seiner Wahlheimat Charlotte, an der Queens University in North Carolina, hat die College-Saison bereits vor Wochen begonnen. Hier konnte er schon erste Achtungserfolge erzielen und sich USA-weit in den Top 10 platzieren. Allerdings werden die College-Meisterschaften ausschließlich auf Yard-Bahnen ausgetragen.

Der amtierende deutsche Meister über die 100 m Schmetterling, der im Sommer erstmalig an den Weltmeisterschaften in Budapest teilgenommen hat, ist eigens zur Vorbereitung aus den USA nach Italien gereist, um sich auf der Kurzbahn noch einmal unter Wettkampfbedingungen mit Weltklasseschwimmern zu messen.

Kusch nahm zusammen mit dem Team Elite Aquatics, einem amerikanischen Profiteam, das mit Olympiasiegern und Weltmeistern gespickt ist, an internationalen Wettkämpfen in Bozen teil. Er ging insgesamt fünf Mal an den Start und nahm ebenso oft an den Siegerehrungen teil. Über 50 m Freistil und 100 m Lagen schwamm er mit 22,45 Sek. und 54,98 Sek. persönliche Bestzeiten jeweils zu Bronze. Die 100 m Freistil und 50 m Schmetterling schwamm er in 23,71 Sek. und 48,85 Sek. und platzierte sich jeweils auf Rang zwei.

 

März 2019: Marius Kusch in der Schwimmhalle von Queens University of Charlotte

 

 

Nach der großen Olympia-Enttäuschung:

 

Dattelner Marius Kusch will es noch einmal wissen

 

Olaf Nehls, Redakteur Sport, RZ 20.10.2022

 

Im Sommer 2021 hatte Marius Kusch das Finale über 100 Meter Schmetterling bei Olympia in Tokio klar verpasst, war tief enttäuscht und fiel danach mental in ein Loch. Jetzt ist der 29-Jährige wieder da und hat ein großes Ziel.

 

Nach Olympia habe alles auf der Kippe gestanden, erzählt Udo Kusch, Vater von Marius Kusch, der wohl noch immer Deutschlands schnellster Schwimmer auf der 100m-Schmetterlingsstrecke ist. Der mittlerweile 29-Jährige, der in Datteln geboren und aufgewachsen ist, später beim SV Blau-Weiß Recklinghausen aktiv war und 2019 mit dem Gewinn des Kurzbahn-Europameistertitels in Glasgow seinen bislang größten Erfolg feierte, hat sein Leben nach Tokio neu geordnet. Auch Gedanken an ein Karriereende habe es gegeben, verrät Udo Kusch. Doch die sind komplett vom Tisch. Es gibt ein neues ehrgeiziges Ziel.

 

„Marius will sich noch einmal für die Olympischen Spiele qualifizieren und 2024 in Paris für Deutschland an den Start gehen“, verrät Udo Kusch. Dafür habe der Ausnahmeschwimmer, der jetzt von San Diego in Kalifornien nach Bloomington im Bundesstaat Indiana gezogen ist, um dort wieder bei seinem ehemaligen Coach John Long trainieren zu können, sein Leben komplett neu organisiert.

 

Um sich auch finanziell im Wortsinn „über Wasser“ halten zu können, hat Marius Kusch viele kleinere Jobs, gibt Schwimmunterricht oder modelt. Dazu unterstützen ihn sein Heimatverein SG Essen, die Deutsche Sporthilfe und auch seine Eltern. Als Kaderschwimmer des DSV bekommt er zusätzlich ebenfalls Geld. Seine bisherige Haupteinnahmequelle ist nämlich mit Beginn des Kriegs in der Ukraine versiegt.

 

Die ISL pausiert seit dem Ukraine-Krieg – vielleicht auch für immer

 Die ISL, die International Swimming League, in der die weltbesten Schwimmer und auch Marius Kusch in Teams aus Europa und den USA bei diversen Wettkämpfen gegeneinander antraten und wo es viel Geld zu verdienen gab, pausiert bis auf Weiteres – vielleicht auch für immer. Finanziert wurde die 2019 gegründete Champions League für Schwimmsportler nämlich vom ukrainischen Öl-Milliardär Konstantin Grigorishin. Der nicht unumstrittene Oligarch hat sein großes finanzielles Engagement mit Kriegsbeginn eingestellt.

 

Marius Kusch hatte nach Olympia kaum noch ernsthaft trainiert, legte eine achtmonatige Trainings- und Wettkampfpause ein. „Doch so wollte er es nicht beenden“, sagt Vater Udo Kusch. Sohn Marius fragte bei John Long nach, seinem Trainer aus Uni-Zeiten an der Queens University Charlotte, ob der ihn wieder unter seine Fittiche nehmen würde. Dafür flog er nach Indiana und absolvierte quasi ein zweiwöchiges Vorschwimmen bei seinem alten Coach.

 Und Long erklärte sich schließlich bereit, ihn wieder auf ein internationales Niveau zu hieven. Mittlerweile ist Marius Kusch auch umgezogen von San Diego ins 3000 Kilometer entfernte Bloomington, führt seitdem mit seiner neuen Lebensgefährtin eine Fernbeziehung.

 

Am Wochenende beim Kurzbahn-Weltcup in Berlin am Start

 An einem Wettkampf auf der Langbahn hat er im August bereits teilgenommen. Bei den National Championships in Irvine (Kalifornien) lief es schon wieder ganz gut. „Natürlich habe ich da keine international konkurrenzfähigen Zeiten erwartet. Ein zweimonatiges Training auf der Langbahn ist dann doch ziemlich knapp, um den direkten Anschluss wieder zu schaffen“, schreibt Kusch auf seiner Homepage.

 Seitdem hat er aber viel trainiert und hofft, dass er am kommenden Wochenende wieder etwas näher an seine alte Form heranschwimmen kann, wenn er beim Kurzbahn-Weltcup in Berlin an den Start geht.

 

Seit diesem Montag (17.10.) ist er bereits in der Hauptstadt, bereitet sich auf seine Starts am Freitag (100 Schmetterling), Samstag (100 Freistil) und Sonntag (50 Schmetterling) vor. Marius Kusch will versuchen, sich zumindest über seine Paradestrecke, die 100 Meter Schmetterling, für die Kurzbahn-Weltmeisterschaft im Dezember in Melbourne zu qualifizieren. Dazu muss er eine Zeit von 50.57 Sekunden schwimmen. Seine Bestzeit liegt bei 49.06 Sekunden. Die ist er aber 2019 im EM-Finale in Glasgow geschwommen. „Das wird ganz sicher nicht einfach, aber Marius ist optimistisch und will es noch einmal wissen“, sagt sein Vater Udo Kusch.

 

 

Einfach mal machen

 

Vor der Schwimm-WM: Marius Kusch hat sein Glück in den USA gefunden

 

Von Thomas Lelgemann, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 10. Dezember 2022

 

Essen. Marius Kusch sprüht vor Selbstbewusstsein, ohne seinem Gesprächspartner auch nur im Ansatz arrogant zu erscheinen. „Ich bin ein Macher, das ist meine größte Stärke und mein Motto“, sagt er. Große Worte, die der 29-jährige Schwimmer von der SG Essen nicht nur sehr gut erklären kann, sondern auch mit Leben füllt. Sein nächstes Projekt ist die Kurzbahn-Weltmeisterschaft im australischen Melbourne vom 13. bis 18. Dezember. Der Europameister von 2019 will über 50 und 100 Meter Schmetterling sowie den deutschen Lagenstaffeln mindestens ins Finale kommen.

Marius Kusch reist nicht von Deutschland nach Australien. Der gebürtige Dattelner lebt seit 2016 in den USA. Über seinen Wohnort Bloomington in Indiana ist er von Indianapolis über Denver und Los Angeles geflogen, ehe sich der 1.91 Meter große Modellathlet von dort 16:55 Stunden lang in den Flieger nach Melbourne zwängte. „Kein Problem“, sagt er, „ich freue mich auf die Starts in Australien, in einem Land, in dem das Schwimmen den wohl höchsten Stellenwert auf der Welt genießt.“

 

Die nach der Leichtathletik wichtigste olympische Sportart hat in Deutschland stark an Popularität eingebüßt. Das bekommt Marius Kusch auch in seiner Wahlheimat mit. Dies ist allerdings nicht der Grund, warum er seit über sechs Jahren in den USA lebt und trainiert. „Wie gesagt, ich bin ein Macher“, erklärt er. „Wenn ich eine Idee habe, dann sitze ich nicht lange herum und überlege, könnte ich das eventuell machen, sondern ich setze es einfach sofort um. Zum Beispiel bei der Frage, ob ich in die USA gehe. Nicht lange rumfackeln, einfach mal machen. Das ist mein Lebensmotto. Und ich habe den Entschluss nie bereut.“

 

Klare Kritik an deutschen Trainern

Von 2016 bis 2019 hat er an der Universität Charlotte in North Carolina trainiert. Nach seinem Bachelorabschluss im Finanzwesen ist dem US-Star-Trainer David Marsh nach San Diego gefolgt. Da das Profiteam nach den Olympischen Spielen in Tokio aufgelöst wurde, hat sich Marius Kusch dem Eliteteam in Bloomington/Indiana angeschlossen.

 

Was alle drei US-Stationen gemeinsam haben: Es wird völlig anders trainiert als in Deutschland. „Es gibt sehr wenige Trainer in Deutschland, die bereit sind, über den Tellerrand hinaus zu schauen“, sagt Kusch. „Man sucht zu wenig nach neuen Konzepten und trainiert leider nach Programmen, die man schon vor zehn oder 20 Jahren genutzt hat.“ Qualität statt Quantität heißt in den USA das Motto. Schnelle kurze Distanzen statt viele Wiederholungen in langsamerem Tempo in Deutschland.

 

Neben dem EM-Gold 2019 hat Marius Kusch etliche deutsche Meistertitel und mehrere WM-Finalteilnahmen aufzuweisen. Wie geschätzt der deutsche Schwimmer in den USA ist, zeigt diese Wahl: Aus fast 3000 nominierten Kandidaten wurde er in die Top 100 der erfolgreichsten College-Schwimmer der letzten 100 Jahre benannt. Neben solchen Superstars wie Mark Spitz und Ryan Lochte.

 

Trotzdem ist es nicht einfach für Marius Kusch, in seiner Wahlheimat finanziell klarzukommen. „Hier bezahlt man selbst. Den Trainer, die Physiotherapeuten und die Wohnung“, sagt er. „Von der Deutschen Sporthilfe erhalte ich 700 Euro pro Monat. Ich habe mich immer von Preisgeldern aus der Internationalen Profiliga ISL finanziert. 35.000 Euro habe ich zuletzt an Prämien erschwommen, doch ich gehe leer aus, weil die Konten des russischen Sponsors durch den Ukraine-Krieg eingefroren sind.“

So ist er auf die Unterstützung seiner Eltern, die aus dem Ruhrgebiet ins Allgäu umgezogen sind, angewiesen. Bis zu den Olympischen Spielen 2024 plant Marius Kusch. Die Sommerspiele in Paris sollen der krönende Abschluss seiner Schwimmkarriere sein. Dort will er besser abschneiden als in Tokio 2021, als er die Finalteilnahme verpasste.

 

Aber auch nach der Schwimmkarriere will er in den USA bleiben. „Ich habe seit dem vergangenen Jahr eine Greencard. „Mir gefällt es hier besser“, erzählt er. „Diese Macher-Mentalität in den USA liegt mir einfach mehr. Wenn es um neue Ideen geht, erhält man hier viel schneller und auch größere Unterstützung. In Deutschland wird immer gegrübelt, ob die Idee auch wirklich gut ist.“

 

Wettkampf-Gastspiel für Essen

Von der WM in Melbourne geht es direkt bis Heiligabend ins Trainingslager seines US-Eliteteams. Nach Deutschland kommt er erst im Februar, um seinen Verein SG Essen in der Deutschen Mannschafts-Meisterschaft zu verstärken. Die Weihnachtstage verbringt er mit seiner Freundin bei deren Großeltern in Florida. „Meine Freundin ist Jüdin, also wird Weihnachten nicht gefeiert“, sagt Marius Kusch und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Für mich gibt es aber ein kleines Festessen.“ In diesem Fall lässt sich der Macher auch mal gern bedienen.

 

 

Schwimm-WM in Melbourne : Kusch gewinnt Bronze

 

Agenturbericht (dpa/sid) vom 18. Dezember 2022

 

Marius Kusch schlägt über 100 Meter Schmetterling auf der Kurzbahn überraschend als Dritter an. Anna Elendt und Angelina Köhler schwimmen jeweils deutschen Rekord – verpassen aber das Podest.

 

Marius Kusch sprang in Superman-Pose aus dem Medaillengewinner-Häuschen und ließ sich feiern. Der 29 Jahre alte Schwimmer hatte am Sonntag bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Melbourne überraschend Bronze über 100 Meter Schmetterling gewonnen und damit das zumindest von den Resultaten und Zeiten gute deutsche Abschneiden gekrönt. Das kleine deutsche Team, in dem die Langstreckler um Olympiasieger Florian Wellbrock fehlten, überzeugte in Down Under mit zwei Medaillen sowie gleich fünf deutschen Rekorden.

 

„Die Bilanz unseres kleinen WM-Teams kann sich wirklich sehen lassen, nicht nur, weil alle Aktiven im WM-Finale standen“, sagte WM-Teamchef Lasse Frank. „Dass unsere Topleute im Sprintbereich hier auch allesamt mit Bestzeiten aufwarten konnten, zeigt uns, dass wir die richtige Richtung eingeschlagen haben. Diesen Weg wollen und müssen wir nun konsequent weitergehen.“

 

Kusch holte sich bereits seine dritte internationale Kurzbahn-Medaille. Bei den Europameisterschaften im 25-Meter-Becken war er 2017 Dritter und 2019 sogar Europameister geworden. WM-Bronze kommt aber überraschend, da der Essener, der mittlerweile in den USA lebt und trainiert, erst aus einer einjährigen Pause zurückgekehrt ist. 

„Ich hatte mir vergangene Saison länger Zeit gelassen, um zu schauen, wo ich denn bis Paris 2024 weiterschwimmen kann und möchte. Diese Pause war auch wichtig für den Kopf. Ich bin dabei aber immer aktiv geblieben, bin jeden Tag zweimal surfen gegangen, oder golfen oder skaten“, erzählte der 29-Jährige.

 

Die Titelkämpfe, die von den australischen und amerikanischen Athleten dominiert wurden, brachten 13 Weltrekorde. Allein zehn davon stellten dabei Staffeln auf.