Kleine Oase Datteln

 

Im Advent 2021 hat Thomas Schönert von Zeitungshaus Bauer die Arbeit der Kleinen Oase in einer mehrteiligen Reihe portraitiert:

 

am 27.11.2021: Eine Oase für das Leben

am 01.12.2021: Jonahs seltener Gendefekt: Erschöpfte Mutter (51) findet Hilfe in Datteln

am 08.12.2021: Arbeiten in der Kleinen Oase in Datteln: anstrengend, aber erfüllend

am 11.12.2021: Auszeiten dank der Kleinen Oase in Datteln "tun einfach gut"

am 15.12.2021: Kleine Oase in Datteln: Das Ziel ist eine liebevolle Begleitung

am 18.12.2021: Autist stellt Kleine Oase vor neue Herausforderungen

am 22.12.2921: Kleine Oase Datteln: Maria Jasniak hilf ehrenamtlich - seit 23 Jahren

 

„Lasst uns eine Oase sein“:

Hausleiterin Katrin Schild im Eingangsbereich der „Kleinen Oase“. © Meike Holz

 

 

Eine Oase für das Leben

 

In dem Dattelner Kurzzeitwohnheim „Kleine Oase“ werden schwerbehinderte Kinder und Jugendliche begleitet. Die Weihnachts-Spendenaktion des Medienhauses Bauer möchte diese Arbeit unterstützen.

 

von Thomas Schönert, Datteln, Kreis Recklinghausen / 27.11.2021

 

Leon Forsmann hatte einen sehr schwierigen Start ins Leben: Er wurde in der 26. Schwangerschaftswoche geboren, anschließend kam es bei dem Frühgeborenen zu Hirnblutungen. Seitdem ist Leon geistig und körperlich schwerbehindert. Der heute Zwölfjährige spricht einzelne Worte, die schwer zu verstehen sind, er sitzt meistens im Rollstuhl, ist pflegebedürftig.

 

Leon ist einer von insgesamt etwa 150 jungen Gästen, die jedes Jahr regelmäßig in der „Kleinen Oase“ sind. In dem Kurzzeitwohnheim leben die körperlich und geistig schwerbehinderten oder stark verhaltensauffälligen Kinder und Jugendlichen meistens einige Wochen im Jahr.

 

Eine schöne Zeit für die Kinder, Erholung für die Eltern

 

„Wir versuchen, unseren Gästen eine schöne Zeit zu bereiten und ermöglichen gleichzeitig deren Eltern notwendige Auszeiten von ihrem sehr anstrengenden Alltag“, skizziert Leiterin Katrin Schild die Hauptziele der „Kleinen Oase“. Insgesamt 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich hier liebevoll 24 Stunden am Tag um die Gäste, von denen bis zu zwölf zeitgleich in der Einrichtung sind.

 

Sie können die „Kleine Oase“ unterstützen

 

Liebe Leserinnen und Leser, seit mehr als 20 Jahren beteiligen Sie sich mit großem Engagement an der jeweiligen Weihnachts-Spendenaktion des Medienhauses Bauer- dafür danken wir Ihnen herzlich. In diesem Jahr können Sie die Arbeit der „Kleinen Oase“ direkt unterstützen.

 

Denn das Kurzzeitwohnheim in der Trägerschaft der „Vestischen Caritas-Kliniken GmbH“ ist auf Spenden angewiesen, um den Kindern und Jugendlichen ihre Zeit in der „Oase“ möglichst schön zu gestalten. Die Aufenthalte der Gäste werden zwar über verschiedene Töpfe der Pflegekasse sowie die Landschaftsverbände finanziert, doch darüber hinaus gibt es noch jede Menge Spenden-Bedarf: „Wir finanzieren zwei der Stellen über Spenden“, berichtet Julian Massin von den Kinderheilstätten Nordkirchen, die als Teil der Caritas-Kliniken für die „Kleine Oase“ in Datteln zuständig sind. Julian Massin nennt weitere Beispiele für Spenden-Verwendungen: „Letztes Jahr hatten wir einen Umbau der Räumlichkeiten und es sind immer wieder größere Anschaffungen notwendig, von denen unsere Gäste profitieren – so wird zum Beispiel zurzeit der Snoezelen-Raum neu gestaltet. Zudem haben wir Angebote wie Kunst-, Musik- und Hundetherapie, die ebenfalls über Spenden finanziert werden.“ Auch die Ausstattung der Gästezimmer muss bisweilen auf Vordermann gebracht werden, „als nächstes sind hier neue Betten notwendig“, sagt Katrin Schild.

 

Die Weihnachts-Aktion informiert über die „Kleine Oase“

 

In den Adventswochen werden wir bis Weihnachten die „Kleine Oase“ und ihre vielen Facetten jeweils mittwochs und samstags vorstellen: Dabei geht es einerseits um Themen wie die Entstehung und Entwicklung der Einrichtung, andererseits natürlich vor allem um die betroffenen Kinder, Jugendlichen und deren Familien sowie Mitarbeiterinnen, Therapeuten und ehrenamtliche Helfer. Sie alle verbindet ein Satz von Phil Bosmans – das Zitat des belgischen Ordenspriesters ist an einer Wand im Eingangsbereich der „Kleinen Oase“ zu lesen: „Lasst uns eine Oase sein, wo man begeistert ist vom Leben, von jedem Leben, auch von dem Leben, das Mühe macht.“ Eine Aufforderung, die viel mit dem Leben in der „Kleinen Oase“ zu tun hat – und die sehr unterstützenswert ist.

 

Finanzielle Hilfe und Zeichen der Solidarität

 

In diesem Zusammenhang bedankt sich Martin Gierse noch einmal ausdrücklich bei allen Spenderinnen und Spendern, die die Weihnachts-Aktion 2020 unterstützt haben. Dabei wurden etwa 100.000 Euro für die drei ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienste gespendet, die im Kreis Recklinghausen aktiv sind. „Wir hatten damals große Sorgen, dass aufgrund von Corona die notwendigen Spenden für unsere Begleitung der lebensverkürzend erkrankten Kinder und ihrer Familien einbrechen. Ihnen haben wir die Zusage gegeben: Wir stehen an eurer Seite“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Kinderhospizvereins, der bundesweit für insgesamt 30 ambulante Dienste zuständig ist. „Die Aktion des Medienhauses Bauer mit den vielen Spenden der Leserinnen und Leser hat uns finanziell sehr weitergebracht – zum Beispiel bei digitalen Angeboten wie Vorbereitungskursen und Schulungen, bei Seminar-Angeboten für Familien im Kreis Recklinghausen, auch bei ,Corona-Mehrkosten‘, zum Beispiel für Tests und Hygiene-Artikel.“

 

Neben der finanziellen Hilfe betont Martin Gierse aber auch die Ideelle Bedeutung der Aktion: „Viele haben uns unterstützt, sich beteiligt. Das ist keineswegs selbstverständlich, da die Menschen gerade im Moment selbst viele Sorgen haben. Dass sie dennoch andere nicht vergessen haben, die soziale Arbeit nicht aus ihrem Blick verloren haben, das zeigt uns, dass wie nicht allein gelassen werden. So ist die Aktion für uns auch ein starkes Zeichen der Solidarität und Hoffnung.“

 

Auch das Erstellen des Dienstplans gehört zu den Aufgaben von Katrin Schild. © Meike Holz

 

 

 

Jonahs seltener Gendefekt:

Erschöpfte Mutter (51) findet Hilfe in Datteln

 

„Ich kann nicht mehr“: Dieses Gefühl kennt Sabine Kreß aus Schwerte. Das Kurzzeitwohnheim „Kleine Oase“ in Datteln verschafft der Mutter des schwerstbehinderten Jonah notwendige Auszeiten.

 

von Thomas Schönert, Datteln, Kreis Recklinghausen, Schwerte / 01.12.2021

 

Anfang des Jahres 2021 war Sabine Kreß verzweifelt. „Ich hatte da einen ziemlichen Tiefpunkt. Ich habe viel geweint, immer wieder gesagt: ,Ich kann nicht mehr, ich schaff das nicht mehr‘“, berichtet sie. Die alleinerziehende Mutter von Jonah war total erschöpft von der immer anstrengender werdenden Pflege ihres schwerst-mehrfachbehinderten Sohns: „Ich war zu lange über meine Belastungsgrenzen hinausgegangen.“ Inzwischen geht es Sabine Kreß wieder besser – auch dank der „Kleinen Oase“, wie sie betont.

 

Jonah fühlt sich im Kurzzeitwohnheim „pudelwohl“

 

Denn Jonah ist regelmäßiger Gast in dem Dattelner Kurzzeitwohnheim. Hier lebt er inzwischen viermal im Jahr jeweils ein bis zwei Wochen. Der 17-Jährige fühlt sich in der „Kleinen Oase“ „pudelwohl“, wie seine Mutter erzählt: „Jonah ist gerne unter Menschen. Und in der ,Oase‘ ist er zusammen mit anderen Kindern und Jugendlichen, es ist dort gesellig in der großen, offenen Küche, es gibt viele Angebote vom Bällebad bis zur Mal- und Tiertherapie. Es ist immer jemand da, immer etwas los – das gefällt Jonah, da ist er sehr zufrieden.“

 

Sabine Kreß ergänzt: „Und ohne die ,Kleine Oase‘ könnte ich die Pflege von Jonah nicht mehr stemmen.“ Jonah ist aufgrund eines seltenen Gendefekts körperlich und geistig schwer behindert. Er sitzt im Rollstuhl, der Stand seiner Entwicklung entspricht einem Alter von sechs bis 14 Monaten. Und der 17-Jährige ist inzwischen etwa 1,75 Meter groß, wiegt 55 Kilo.

 

Jonah wird größer und schwerer – der Pflegeaufwand wächst

 

„Dadurch, dass Jonah größer und schwerer geworden ist, ist der Pflegeaufwand noch einmal gewachsen“, sagt Sabine Kreß und nennt Stichworte wie An- und Ausziehen, Wickeln, Heben, ins Auto Setzen, Körperpflege. „Das wird alles immer anstrengender, abends tun mir alle Knochen weh.“ Außerdem müsse sie permanent dranbleiben, um Pflege plus organisatorische Dinge – zum Beispiel mit Krankenkassen und Sanitätshäusern – zu bewältigen. Ihr Fazit: „Ich brauche immer längere Auszeiten, um meine Akkus wieder aufzuladen.“

 

In dieser Situation sind die Oase-Termine von Jonah eine Art Rettung für die 51-Jährige, die mit ihrem Sohn in Schwerte lebt. „Es ist ganz wichtig für mich zu wissen: In diesen ,Oase-Zeiten‘ habe ich frei – muss nicht ständig machen und auf die Uhr gucken.“ Sabine Kreß nutzt dann den plötzlichen Freiraum: „Erst brauche ich ein paar Tage, um herunterzukommen – vom Machen, Machen, Machen. Und dann tue ich, wozu ich Lust habe: einen Stadtbummel in Dortmund, spazierengehen, Rad fahren, meine beiden anderen erwachsenen Kinder besuchen, auch mal Urlaub.“ Sabine Kreß hat die Erfahrung gemacht: „Das verleiht so viele Kräfte – unglaublich.“

 

„Ich weiß, dass es in der ,Kleinen Oase‘ gut läuft“

 

Heute ist die „Kleine Oase“ sehr wichtig für Sabine Kreß, früher sah das ganz anders aus. „So etwas wie Kurzzeitwohnen hatte ich bis 2014 gar nicht auf dem Schirm. Aber seit ich alleinerziehend bin, ist mir klar, dass ich unbedingt ein funktionierendes Netzwerk brauche. Und da ist die ,Kleine Oase‘ top. Das passte von Anfang an.“

 

So nutzt Jonah seit 2016 die „Kleine Oase“. „Im Anfang fiel es mir alles andere als leicht, ihn abzugeben. Das war total ungewohnt für mich. Aber inzwischen habe ich dadurch gelernt, ein Stück loszulassen. Ich bin da viel gelassener geworden.“ Hier spielt natürlich auch das große Vertrauen in das Kurzzeitwohnheim eine wichtige Rolle. „Ich weiß, dass es in der ,Kleinen Oase’ gut läuft. Wenn ich Jonah nach seiner Zeit in der ,Oase‘ abhole, ist er jedes Mal in einem guten Pflegezustand. Und er ist sehr ausgeglichen und fröhlich.“ So steht für Sabine Kreß fest: „In der ,Kleinen Oase‘ machen die alles richtig. Ich kann da immer nur danke sagen.“

 

Angelika Böckenbrink kümmert sich um den schwerbehinderten Janis. © Meike Holz

 

 

Arbeiten in der „Kleinen Oase“ in Datteln: anstrengend, aber erfüllend

 

Die Krankenschwestern Angelika Böckenbrink und Johanna Thies pflegen die schwerbehinderten Kinder und Jugendlichen in der Dattelner „Kleinen Oase“ - und erklären, warum sie von ihrem Job begeistert sind.

 

von Thomas Schönert, Datteln, Kreis Recklinghausen / 08.12.2021

 

Angelika Böckenbrink ist 55 Jahre alt, die Kinderkrankenschwester arbeitet seit 1997 in der „Kleinen Oase“. Johanna Thies ist 23 und gerade einmal seit zwei Jahren in dem Dattelner Kurzzeitwohnheim beschäftigt. „Ich habe hier schon gearbeitet, da warst du noch nicht auf der Welt“, rechnet die Ältere ihrer jungen Kollegin vor und lacht freundlich. Doch jenseits des Altersunterschieds haben Angelika Böckenbrink und Johanna Thies etwas gemeinsam: Sie sind beide von ihrer Arbeit in der „Kleinen Oase“ begeistert.

 

Bis zu zwölf Kinder und Jugendliche, meist mit schweren geistigen und körperlichen Behinderungen, leben gleichzeitig in der „Kleinen Oase“, verbringen hier mehrere Wochen im Jahr. Die Gäste haben einen hohen Pflegebedarf, die Arbeit ist anstrengend, wie beide Kinderkrankenschwestern bestätigen. Was macht den Reiz der „Kleinen Oase“ aus?

 

„Man bekommt sehr viel von den Kindern zurück“

 

Angelika Böckenbrink gibt gleich mehrere Antworten. Zum einen sieht sie die Notwendigkeit der Einrichtung: „Die Oase-Aufenthalte sind eine gute und wichtige Entlastung für die Eltern, die Pause von ihrem anstrengenden Alltag brauchen. Und für die Kinder ist das hier wie Urlaub, Frienlager zusammen mit anderen Kindern. Zum anderen bekommt man für seine Arbeit sehr viel von den Kindern zurück“, betont die vierfache Mutter – und nennt Stichworte wie Lachen, Wärme, Herzlichkeit, das Gefühl der Gäste, hier geborgen zu sein. „Außerdem kommen die Gäste in der ,Kleinen Oase‘ immer wieder, man kennt die Kinder und die Familien, ist sich vertraut. Das ist im Krankenhaus nicht so, wo die Kinder nach der Versorgung weg sind.“

 

Zeit für Blubberbad und Handmassage

 

Für Johanna Thies spielt der Faktor Zeit eine wichtige positive Rolle bei ihrer Arbeit in der „Kleinen Oase“ „Man kann sich bei der Pflege der Kinder mehr Zeit lassen als in der Klinik: So können sich die Kinder zum Beispiel selbständiger waschen oder in Ruhe baden und dabei spielen. Da geht es nicht nur kurz rein und wieder raus aus der Wanne.“ Die Kinder sollen eine schöne Zeit in der „Oase“ haben, betont die junge Frau. Und dazu gehören auch nette, manchmal nur kleine Erlebnisse – wie zum Beispiel ein Blubberbad oder eine Handmassage. Und nicht zuletzt spielt der Zeit-Aspekt auch eine Rolle im Zusammenhang mit der Entwicklung der Kinder: „Es ist total schön, hier Fortschritte zu sehen: Ein Kind ist vielleicht im Anfang ganz still, öffnet sich dann aber und redet, ein anderes macht Fortschritte beim selbstständigen Essen.“

 

Dennoch: Bei aller Freude ist die Pflege der schwerstbehinderten Kinder und Jugendlichen körperlich hart. „Ich habe Anfang des Jahres tatsächlich überlegt, ob ich das hier noch bis zur Rente schaffe“, sagt Angelika Böckenbrink und erzählt: „Ich hatte einen Bandscheibenvorfall, war drei Monate lang raus. Da habe ich mich dann woanders beworben und hätte eine Stelle in einem Heilpädagogischen Kindergarten bekommen können. Doch nach mehreren schlaflosen Nächten und mancher Träne habe ich gemerkt: Ich kann hier nicht weg. Die ,Oase‘ ist für mich mein zweites Zuhause. Die Bewerbung und meine Absage haben mir gezeigt: Ich bleibe hier – auf Dauer.“ Nun versucht die 55-Jährige, bei der Arbeit die vorhandenen Hilfsmittel wie Lifter noch konsequenter zu nutzen, „außerdem nehmen die jüngeren Kolleginnen Rücksicht, helfen bei körperlich schweren Maßnahmen.“

 

„Die Kollegialität und der Zusammenhalt sind sehr gut“

 

Auch Johanna Thies betont mit Blick auf das insgesamt 25-köpfige Mitarbeiterteam mit Krankenschwestern, Kinderkrankenschwestern, Heilerziehungspflegern und einer Erzieherin: „Die Kollegialität und der Zusammenhalt sind sehr gut.“ Dennoch müsse man auf die Belastung achten, zumal auch die „Kleine Oase“ bei ihrer 24-Stunden-Betreuung unter Personalknappheit leide.

 

„Unsere Gäste machen hier Urlaub“, betonen beide Kinderkrankenschwestern. Und deshalb seien neben der Pflege auch pädagogische Angebote sehr wichtig. Das reicht vom Spazierengehen und Lagerfeuer im Garten über Besuche am Bauernhof und Bastelaktionen bis zu Kleinigkeiten wie dem gemeinsamen Tischgebet oder der Gute-Nachtgeschichte – je nach Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen. Angelika Böckenbrink stellt klar: „Auch schwerstmehrfach-behinderte Menschen haben das Recht auf weitere Angebote – nicht nur auf Pflege.“

Johanna Thies hilft der 11-jährigen Lina beim Zähneputzen. © Meike Holz

 

 

Auszeiten dank der „Kleinen Oase“ in Datteln „tun einfach gut“

 

Anja Forsmann lebt mit ihrem schwerbehinderten Sohn Leon in Recklinghausen. Seine Aufenthalte im Kurzzeitwohnheim „Kleine Oase“ in Datteln machen der Mutter kein schlechtes Gewissen mehr.

 

von Thomas Schönert, Datteln, Kreis Recklinghausen / 11.12.2021

 

Was isst du gerne? Leon Forsmann tippt auf sein Tablet: „Nudeln“, antwortet der Sprachcomputer. Der Bildschirm mit den vielen Piktogrammen zu einzelnen Begriffen ist für den 12-Jährigen eine Hilfe, um zu kommunizieren. Denn Leon ist seit seiner Frühgeburt mit anschließenden Hirnblutungen geistig und körperlich behindert. Er spricht wenig, ist sehr schwer zu verstehen, kann kaum laufen.

 

„Der ,Talker‘ ist für Leon wichtig, den liebt er“, sagt Anja Forsmann mit Blick auf ihren Sohn, der auf dem Teppich liegt und bereits wieder auf den Bildschirm schaut. Dabei dient der Sprachcomputer nicht nur der Verständigung, hier kann der Junge auch Videos schauen, „am liebsten Zeichentrickfilme und Polizeisendungen“, wie seine Mutter erzählt.

 

„Au, mein Knie“, stöhnt die 50-Jährige, als sie versucht, Leon hochzuziehen. „Ich bin ja keine 18 mehr“, ergänzt sie in Richtung ihres Sohns und lächelt. Anja Forsmann lebt allein mit Leon – sie ist alleinerziehend, ihre beiden älteren, inzwischen erwachsenen Kinder sind ausgezogen. „Leon vermisst vor allem seine Schwester Lisa sehr. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Lisa ist da eine Art Ersatzmama, hat auch oft aufgepasst, wenn ich zum Beispiel einkaufen war.“

 

Den Alltag mit Leon empfindet Anja Forsmann inzwischen als „sehr anstrengend“: „Leon braucht außerhalb der Schulzeit ständige Betreuung und Pflege durch mich. Und Sachen wie baden, duschen und ins Auto setzen werden immer schwieriger. In den Ferien ist die Belastung besonders hoch – und auch die Corona-Zeit war hart, weil die Schule nicht immer stattfand“, berichtet die Recklinghäuserin.

 

„Wer selbst kein behindertes Kind hat, kann da nicht mitreden“

 

Doch Anja Forsmann erhält Auszeiten: Seit 2014 verbringt Leon jedes Jahr einige Wochen in der „Kleinen Oase“. Die Aufenthalte in dem Dattelner Kurzzeitwohnheim, in dem schwerbehinderte Kinder und Jugendliche zu Gast sind, bedeuten für die Mutter wichtige Pausen. Allerdings waren die Erholungszeiten zu Anfang keineswegs unbeschwert. „Nach den ersten Malen, die ich Leon zur ,Oase‘ gebracht habe, war es zunächst ziemlich komisch, plötzlich allein zu Hause zu sein. Das hat schon wehgetan“, erinnert sie sich. Hinzu kamen „Sprüche“ aus der Umgebung: „,Wie kann man nur sein eigenes Kind abgeben?‘, wurde da gesagt“, berichtet Anja Forsmann. „Doch damit komme ich inzwischen klar. Wer selbst kein behindertes Kind hat, kann da nicht mitreden, meine Situation überhaupt nicht nachvollziehen. Und außerdem habe ich schnell gemerkt, dass in der ,Kleinen Oase‘ tolle Arbeit geleistet wird, dass Leon dort sehr gut aufgehoben ist.“ Das sieht wohl auch Leon so: „Er ist ganz gerne da“, sagt seine Mutter – mit Blick auf basteln, backen, malen und Fahrrad fahren in der „Kleinen Oase“.

 

Anja Forsmann schafft es inzwischen, die Oase-Zeiten zu nutzen. „Zuerst sagt man sich: Ich mach jetzt gar nichts. Aber am Ende tut man doch viele Sachen, zu denen man sonst nicht kommt: Sport, eine Freundin treffen, auch Grundreinemachen.“ Für die 50-Jährige steht fest: „Auch wenn ich nicht in den Urlaub fahre – die Auszeit tut einfach gut.“

 

Leon hat sich inzwischen erneut seinem Sprachcomputer zugewandt. Wieder tippt der Junge auf den Bildschirm. Leon freut sich – und man erfährt, was er noch gerne isst: „Schokoladenpudding“.

 

Leon verständigt sich mit Hilfe eines Sprachcomputers. © Meike Holz

 

 

„Kleine Oase“ in Datteln: Das Ziel ist eine liebevolle Begleitung

 

Seit 20 Jahren arbeitet Katrin Schild in der „Kleinen Oase“ in Datteln. Die Hausleiterin des Kurzzeitwohnheims für schwerbehinderte Kinder und Jugendliche liebt ihren Job - bei allen Veränderungen.

 

von Thomas Schönert, Datteln, Kreis Recklinghausen / 15.12.2021

 

Was ist das Ziel der „Kleinen Oase“? Bei dieser Frage muss Katrin Schild keinen Moment lang überlegen: „Wir möchten unseren Gästen eine schöne Zeit bereiten und ihren Eltern eine Auszeit vom anstrengenden Alltag ermöglichen“, sagt die Hausleiterin. Etwa 150 körperlich und geistig schwerbehinderte oder stark verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche – in der Regel mindestens mit Pflegegrad 3 – leben jedes Jahr einige Wochen in dem Dattelner Kurzzeitwohnheim. „Wir wollen unsere Gäste professionell und liebevoll begleiten“, betont Katrin Schild. „Das versuchen wir jeden Tag – seit 25 Jahren, bei allen Veränderungen, die es sonst gab.“ Denn natürlich hat sich in dem Vierteljahrhundert, das die „Kleine Oase“ inzwischen besteht, einiges verändert.

 

„1996 wurde die Oase von Ordensschwestern gegründet, die in der Kinderklinik gearbeitet hatten. Damals wurden häufiger Kinder mit Behinderungen einfach in der Klinik ,abgegeben‘ – es gab keine andere Möglichkeit einer Auszeit für die Eltern“, berichtet Katrin Schild. „Da haben die Schwestern vom ,Orden der Schwestern der göttlichen Vorsehung‘ dann Spenden gesammelt – und so ist die Oase entstanden.“ Bis 2015 waren Ordensschwestern in der „Kleinen Oase“ beim Personal mit dabei, dann kam der Auszug aus Altersgründen. Der ehemalige Wohnbereich der Schwestern ist inzwischen umgebaut worden, mit Hilfe einer neuen zweiten Wohn-Ess-Küche gibt es nun zwei Sechsergruppen bei den Gästen. „Vorher war es eine Zwölfergruppen, so ist es etwas ruhiger, es ist schön geworden“, kommentiert Katrin Schild.

 

Ein Grundgedanke ist der Respekt vor jedem Leben

 

Doch nicht nur Mitarbeiterschaft und Räumlichkeiten haben sich verändert, auch das Klientel des Kurzzeitwohnheims hat ein anderes Gesicht erhalten, wie Katrin Schild berichtet: „Im Anfang hatten wir ausschließlich schwerbehinderte Kinder und Jugendliche mit hohem Pflegeaufwand. In den letzten Jahren sind stark verhaltensauffällige Gäste mit herausforderndem Verhalten dazugekommen. Das ist im Alltag schon eine Aufgabe, beiden Gruppen gerecht zu werden.“

 

Doch bei allen Veränderungen ist der Grundgedanke immer gleich geblieben: „Der Anspruch ist es, unsere Gäste in der Oase gut zu begleiten – mit Respekt vor jedem Leben“, betont Katrin Schild. Das reicht von der Pflege bis zu Therapien und Freizeitangeboten, von dem gemütlichen Gemeinschaftsraum bis zur Gestaltung der Zimmer. „Kuba“, „Mallorca“, „Orient“, „Holland“: An jeder Zimmertür sind Name und Foto einer Urlaubsregion zu sehen. „Der Aufenthalt hier soll Urlaubs-Charakter für unsere Gäste haben“, so Katrin Schild. Die „Kleine Oase“ soll „Wohlfühl-Oase“ sein.

 

„Das Vertrauen der Eltern ist notwendig“

 

Das ist sowohl für die Kinder als auch für deren Eltern wichtig: „Sie müssen ihre Kinder hier gut aufgehoben wissen, sie mit einem guten Gefühl zu uns bringen“, sagt die Hausleiterin. „Einerseits prägt und entspannt das den Aufenthalt unserer Gäste, andererseits ist nur so eine wirkliche Pause für die Eltern möglich. Das Vertrauen der Eltern ist notwendig – und damit auch ein Vertrauensvorschuss vor dem ersten Oase-Aufenthalt. Und da viele unserer Gäste sich nicht äußern können und eine spezielle Pflege brauchen, ist das schwierig – eine große Leistung der Eltern“, betont Katrin Schild.

 

Die 43-Jährige arbeitet seit 20 Jahren in der „Kleinen Oase“ – erst in der Pflege, dann als stellvertretende Hausleitung, inzwischen seit zwei Jahren als Hausleitung. So blickt auch sie auf einige Veränderungen ihrer Arbeit zurück. Geblieben ist die Leidenschaft für ihren Beruf: „Ich wollte immer schon Kinderkrankenschwester werden, und habe immer gerne Kinder mit Behinderungen betreut“, berichtet die Oer-Erkenschwickerin und ergänzt: „Es ist hier eine schwere und wertvolle Tätigkeit, schön, Entwicklungen und Fortschritte bei den Kindern zu sehen. Man freut sich über jede Reaktion, jede kleine Geste, ein Lächeln: Da geht einem das Herz auf.“ Für Katrin Schild steht fest: „Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu arbeiten als in der ,Kleinen Oase‘.“

 

Die Freude an der Arbeit betrifft sowohl den Kontakt zu den Gästen, als auch die Zusammenarbeit mit ihrem insgesamt 25-köpfigen Mitarbeiter-Team mit Kinderkrankenschwestern, Krankenschwestern, Heilerziehungspflegern, einer Erzieherin. Allerdings schränkt Katrin Schild ein: „Das Personal ist schon knapp. Und wenn dann noch Krankheitsfälle dazukommen, bringt mich das Erstellen des Dienstplans manchmal an den Rand der Verzweiflung.“

 

Autist stellt „Kleine Oase“ in Datteln vor neue Herausforderungen

 

Die „Kleine Oase“ in Datteln hat inzwischen auch stark verhaltensauffällige Gäste - so den 13-jährigen Max. Der Autist bedeutet für die Mitarbeiter des Kurzzeitwohnheims neue Anforderungen.

 

von Thomas Schönert, Datteln, Kreis Recklinghausen / 18.12.2021

 

Max Wagner (Name von der Redaktion geändert) schaut konzentriert auf das von ihm gebaute Lego-Fahrzeug. Der 13-Jährige scheint seine Umgebung völlig vergessen zu haben, er hat nur noch Augen für sein Werk, das er mit Hilfe der Produktserie „Mindstorms“ zusammengesetzt und programmiert hat. Ein Befehl auf dem Bildschirm – das Fahrzeug fährt los. Max lächelt zufrieden.

 

Doch Max ist nicht nur ein technikbegeisterter, geistig fitter Teenager, er ist auch Autist – „mit starken emotional-sozialen Einschränkungen, als fremdgefährdend eingestuft“, wie sein Vater sagt. „2017 ist er von der Schule geflogen, auch aus drei psychiatrischen Einrichtungen ist er schon rausgeflogen“, berichtet Martin Wagner von seinem Sohn, der bisweilen extrem heftige Ausraster hat. „Da können auch Tische oder Stühle durch die Gegend fliegen.“

 

Das Klientel hat sich etwas verändert

 

Seit 2021 gehört Max zu den Gästen des Kurzzeitwohnheims „Kleine Oase“ in Datteln. „Unser Klientel hat sich da etwas verändert: Ursprünglich kamen ausschließlich geistig und körperlich schwerbehinderte, sehr pflegeaufwendige Kinder und Jugendliche zu uns, inzwischen wohnen hier vereinzelt auch stark verhaltensauffällige Gäste“, sagt Katrin Schild.

 

Für die Oase-Mitarbeiter ist das eine neue Herausforderung: „Wir beobachten Max gut, versuchen, die Situation einzuschätzen und mögliche Wutausbrüche im Vorfeld zu verhindern. Oft hilft es schon, wenn wir ihn ablenken oder mit ihm nach draußen gehen, er sich bewegen kann“, erläutert die Hausleiterin. „Das bedeutet natürlich einen hohen Personalaufwand. Man muss Max ständig im Blick haben, das kann nervenaufreibender und anstrengender sein als ein Kind mit hohem Pflegebedarf.“ Andere stark verhaltensauffällige Gäste der „Oase“ sind autoaggressiv, also selbstverletzend. „Das heißt dann eine ständige 1:1-Betreuung.“

 

Martin Wagner ist klar, dass sein Sohn kein „typischer“ Gast in der „Kleinen Oase“ ist. Und der 41-Jährige ist sehr froh, dass Max in Datteln willkommen ist: „Ich bin begeistert, dass und wie das hier gemacht wird – mit viel Geduld, Konsequenz und den notwendigen klaren Ansagen.“ Martin Wagner berichtet von einer behutsamen Eingewöhnung von Max mit Kurz-Aufenthalten in der Oase, von vielen Absprachen mit Mitarbeitern, von großer Mühe, die sich alle geben: „Das ist super hier. Es hat bisher alles von vorne bis hinten geklappt. Inzwischen kann Max schon eine Woche lang hierbleiben.“

 

Für den alleinerziehenden Vater bedeuten die Oase-Auszeiten seines Sohns sehr wichtige Entlastungen: „Ich arbeite Vollzeit im Schichtdienst, das ist für mich mit Max eine extrem anstrengende Situation, manchmal fühle ich mich überfordert. Bei der Betreuung helfen zwar meine Freundin und meine Mutter, doch durch die Oase sind die Auszeiten jetzt planbarer geworden.“

 

„Es ist immer jemand da, der sich mit Max beschäftigt“

 

Und Max kommt gerne in die Oase. „Das ist gut hier. Ich kann basteln, Brettspiele machen, oft spazierengehen, bin auch mit anderen zusammen. Zuhause beschäftige ich mich viel allein“, berichtet der 13-Jährige, während er kurz von seinem Lego-Fahrzeug aufschaut. „Das ist hier natürlich eine Art Urlaubssituation. Es ist immer jemand da, der sich mit Max beschäftigt, es wird sich sehr viel gekümmert – das ist so leichter zu stemmen als zuhause“, ergänzt sein Vater.

 

Klare Regeln für das Zusammenleben

 

„Meistens ist Max friedlich“, berichtet Katrin Schild von ihren Erfahrungen mit dem Teenager, der den Pflegegrad 4 hat. Er beschäftigt sich oft in aller Ruhe mit „Mindstorms“, Tablet oder Handy. Doch es kann auch wegen Nichtigkeiten wie einem seiner Meinung nach falsch liegenden Stift zu heftigen Wutausbrüchen kommen, wie sein Vater erzählt. „Das ist bei uns bisher selten. Wenn Ausraster passieren, gehen wir dazwischen, auch mit mehreren Mitarbeitern. Es ist mit dem Vater abgesprochen, dass Max dann in sein Zimmer gebracht wird. Er muss aus der Situation herausgenommen werden“, sagt Katrin Schild, die natürlich Wohlergehen und Schutz der anderen Gäste stets im Blick hat: „Ganz wichtig sind hier klare Regeln, die von zuhause auf den ,Kleine-Oase‘-Alltag angepasst werden müssen – denn Max lebt hier mit anderen Kindern zusammen.“

 

„Kleine Oase“ Datteln: Maria Jasniak hilft ehrenamtlich – seit 23 Jahren

 

Jede Woche verbringt Maria Jasniak einen Nachmittag am Dattelner Kurzzeitwohnheim „Kleine Oase“. Meistens schiebt sie dann ein schwerbehindertes Kind im Rollstuhl durch die Stadt.

 

von Thomas Schönert, Datteln, Kreis Recklinghausen / 22.12.2021

 

Maria Jasniak lacht. „Natürlich ist es im Sommer draußen schöner, da ist es nicht so kalt, da muss man die Kinder nicht so dick anziehen. Aber im Winter geht es auch“, sagt sie gutgelaunt. So hält das kühle Wetter die 68-Jährige nicht davon ab, mit dem elfjährigen Rollstuhlfahrer Eric eine Runde zu drehen. Der geistig und körperlich schwerbehinderte Junge dankt es seiner Helferin mit zufriedenem Lautieren.

 

Seit inzwischen 23 Jahren kommt Maria Jasniak fast jede Woche an einen Nachmittag zur Dattelner „Kleinen Oase“. Dort macht sie sich dann meistens mit einem der schwerbehinderten Gäste des Kurzzeitwohnheims auf den Weg. „Wir gehen los – in die Stadt, auf den Sportplatz, den Kanal entlang. Oder auch zum Raiffeisen-Markt: Mäuse gucken – je nach Bedürfnis des jeweiligen Kindes“, berichtet Maria Jasniak, während sie Eric in seinem Rollstuhl durch die Wohnsiedlung hinter der „Kleinen Oase“ schiebt.

 

Ein kurzer Zwischenstopp, Maria Jasniak zieht Eric noch einmal die etwas verrutschte Mütze über die Ohren. Dann geht es weiter: am Spielplatz vorbei, durch den Park. Erich wedelt begeistert mit seinen Händen. „Ja, du hast Spaß, das ist gut“, kommentiert Maria Jasniak.

 

Warum ist die Dattelnerin nun schon mehr als zwei Jahrzehnte lang ehrenamtlich in der „Kleinen Oase“ aktiv? „Es freut mich, wenn es den Kindern gut geht. Und für mich ist es schön, mehr als ein Hausfrauendasein zu haben“, sagt die verheiratete Frau und erinnert sich an ihre Anfangszeit in der „Oase“, in der insgesamt etwa 150 schwerbehinderte Kinder und Jugendliche einige Wochen im Jahr leben.

 

„Meine krebskranke Tochter war damals gestorben – ich war in ein Loch gefallen. Da hat mich eine Bekannte auf die Idee gebracht, hier mitzumachen. Und weil ich zu dieser Zeit meine Schwiegermutter gepflegt habe und nicht berufstätig war, ließ sich das zeitlich gut einrichten.“

 

Ein Medikament für den Notfall ist notwendig

 

Mit Eric ist sie schon mehrmals unterwegs gewesen. In der Tasche hat sie dabei immer ein Notfallmedikament, das ihr die Krankenschwestern der „Kleinen Oase“ mitgeben. „Eric hat manchmal Krampfanfälle, dann muss er nach drei Minuten das Medikament bekommen“, weiß die 68-Jährige. „Aber so einen Notfall hatte ich noch nie – toi, toi, toi“, fügt sie hinzu. Dennoch: Vor dem Start ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit hat sie einen Schwesternhelferin-Kurs beim Roten Kreuz gemacht, „damit ich allein mit den Kindern raus darf.“

 

„Ich habe Sehnsucht nach den Kindern“

 

In den 23 Jahren ihres ehrenamtlichen Engagements hat Maria Jasniak „unheimlich viele Kinder kennengelernt“, wie sie erzählt. „Und einige sind in der Zeit auch gestorben. Das ist immer schlimm, Ich habe dann zu Hause gesessen und geweint – die Kinder sind mir so ans Herz gewachsen. Und dann bin ich auch schonmal ein paar Wochen nicht zur ,Oase‘ gegangen. Doch letztlich bin ich immer wiedergekommen: Ich habe Sehnsucht nach den Kindern – die fehlen mir sonst.“

 

68 Jahre alt ist Maria Jasniak inzwischen. „An ein Ende hier denke ich noch nicht“, kommentiert die Dattelnerin ihr Engagement – und fügt bescheiden hinzu: „Ich tu ja auch nicht so viel.“ Manchmal sei es zwar inzwischen ein bisschen anstrengend mit den schweren Rollstühlen, „aber wahrscheinlich mache ich das, solange ich noch laufen kann.“ Und als wenn dieses Fazit keinen Widerspruch duldet, schiebt sie Eric in seinem Rollstuhl weiter zufrieden und zügig durch die kühle Winterluft.