Kanäle in und um Datteln

Herzlich willkommen am Kanal

 

In einer Zeit, in der jede Stadt nach einem Alleistellungsmerkmal sucht und griffige Slogans erfolgreiche Werbekampagnen begleiten, brüstet sich Datteln damit, den größten Kanalknotenpunkt der Welt zu haben. Nirgendwo sonst treffen vier so bedeutende Wasserstraßen/Schifffahrtswege aufeinander wie hier in Datteln: in Nord-Süd-Richtung der Dortmund-Ems-Kanal mit seinen zwei Armen nach Dortmund und zur Nordsee, der Rhein-Herne-Kanal in Richtung Duisburg, der Datteln-Hamm-Kanal und der Wesel-Datteln-Kanal, Außerdem darf man die Alte Fahrt des Dortmund-Ems-Kanals nicht vergessen, die zwar durch einen Damm und das historische Sperrtor vom Fahrwasser getrennt wurde, die aber dennoch auf Dattelner Stadtgebiet mit Wasser gefüllt ist.

 

 

Leben am Wasser

 

Für die Bewohnerinnen und Bewohner des nördlichen Ruhrgebiets ist es Alltag: dass Datteln von einer einzigartigen Wasserstraßenlandschaft geprägt wird. Der Freizeitwert an und in diesen Kanälen ist riesig. Denn das sind 19 Kilometer Wassersport pur und 35 Kilometer attraktive Uferwege zum Wandern und Radfahren. Je nachdem, ob man das gemütliche Bummeln am Wasser, das Beobachten der vorbeifahrenden Schiffe oder die sportlichen Aktivitäten bevorzugt, der Ausbau der Leinpfade ermöglicht eine reizvolle Freizeitgestaltung, die nicht viele Städte anbieten können. Über die Uferpromenade geht es zur Fernsteuerzentrale, von der aus die Wasserhaltung des gesamten westdeutschen Kanalnetzes gesteuert wird. Zu jeder Jahreszeit ist ein Spaziergang rund um das Dattelner Meer zu empfehlen - so heißt die Wasserfläche der Stadt, wo Wesel-Datteln- und Dortmund-Ems-Kanal zusammentreffen.

 

 

Ein Wasserwanderrastplatz in der Nähe der Wasserschutzpolizei lädt auswärtige Gäste ein zum Verweilen, bei den Dattelner Schleusen lassen sich geruhsam die vorbeifahrenden Schiffe beobachten, deren Größe für Kinder wie auch für Erwachsene oft bemerkenswert ist. Auf dem Wasser treffen sich die Menschen zum Rudern oder zum Kanu fahren in den drei Wassersportvereinen; im Kanal kann man im Sommer prima baden; bei gutem Wetter werden die Ufer genutzt zum Grillen. Bevorzugte Aufenthaltsbereiche sind insbesondere die stadtnahe Grünfläche südlich der Dattelner Hafenbrücke, die Uferpromenade, der Uferbereich am Campingplatz und Freiflächen an der "Alten Fahrt" bzw. im Umfeld des Sicherheitstores. Das ganze Jahr über nutzen die Spaziergänger die flachen Uferwege; an Land laden mehrere Gastronomie-Betriebe zur Einkehr.

 

Über die Leinpfade eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, den größten Kanalknotenpunkt der Welt Stück für Stück zu erwandern. Beim Radfahren am Kanalufer lässt es sich gut vom Alltagsstress ausspannen, die vorbeifahrenden Schiffe beobachten und die Natur genießen. Kilometerlange ausgeschilderte Radwege laden zu ausgedehnten Radtouren ein. Vom Dattelner Meer führt ein Fernradwanderweg am Dortmund-Ems-Kanal und an der Ems entlang bis zur Nordsee.

 

So ist kein Wunder, dass immer mehr Menschen die Kanäle entdecken, um vom Alltag zu entspannen und frische Luft zu tanken. Wandern, Radfahren, Picknicken, Schwimmen, Angeln, Sportbootfahren sind bedeutende Aktivitäten der Bevölkerung im Rahmen der Naherholung und Freizeitnutzung. Für die Wasserqualität spricht das Vorkommen von Aal, Zander, Rotauge und Flussbarsch. Herzlich willkommen am Kanal!

 

 

Technische Meisterleistungen

 

Das Kanalkreuz Datteln bietet die größte Ansammlung unterschiedlicher wasserbaulich und wasserwirtschaftlich interessanter Objekte auf engem Raum. Am Eingang sowohl der Alten als auch der Neuen Fahrt befinden sich Sicherheitstore, die verhindern sollen, dass bei Beschädigungen an den Kanalböschungen oder Kanaldämmen Wasser aus dem Kanal austritt. Das alte - inzwischen unter Denkmalschutz stehende - Sicherheitstor wurde früher mit einer Kurbel betätigt. Das Sicherheitstor an der Neuen Fahrt ist zwischen zwei Mauertürmen angebracht und wird beim Schließvorgang nach unten bewegt. 2005 hat es beim Auslaufen des Kanals im Bereich der Lippebrücke eine rettende Rolle gespielt.

 

In dem Bereich, in dem der Wesel-Datteln-Kanal in den Dortmund-Ems-Kanal mündet, erweitern sich die Wasserstraßen zu einer ausgedehnten Wasserfläche, dem Dattelner Meer. Zu Zeiten des Schleppmonopols auf den westdeutschen Wasserstraßen von 1914 bis 1967 wurden hier die nicht-motorisierten Lastkähne an die staatlichen Schlepper angekoppelt, um zu den Häfen des Kanalnetzes geschleppt zu werden. An der damaligen Hebestelle des Schleppbetriebs konnten die Schiffer die erforderlichen Fahrscheine lösen. Im Dattelner Hafen findet kein Umschlag mehr statt, er ist ein Ruhe- und Liegehafen mit Serviceangeboten (Altölentsorgung, Trinkwasserversorgung etc.). Heute befinden sich am Dattelner Meer die Fernsteuerzentrale, ein Stützpunkt der Wasserschutzpolizei sowie einige Unternehmen für Schiffsausrüstung. Unterhalb der Dattelner Schleuse befindet sich der Betriebshof des Wasser- und Schifffahrtsamtes.

 

Im Stadtgebiet Datteln beträgt das Niveau der Kanalbetten (Scheitelhaltung) 56,50 Meter über dem Meeresspiegel. Die Länge dieser Wasserstraßen auf Dattelner Stadtgebiet beträgt insgesamt 17 Kilometer. Ausgehend vom Kanalkreuz Datteln können insgesamt etwa 85 Kilometer Wasserstraßen ohne Schleusung befahren werden. Vom Rhein aus muss der Wasserspiegel im Rhein-Herne-Kanal um etwa 36 Meter in früher sieben und heute nur noch fünf Staustufen (Schleusen) und im Wesel-Datteln-Kanal um etwa 41 Meter in sechs Stufen angehoben werden. Der Dortmund-Ems-Kanal liegt hinter dem Schleusenpark Waltrop bis Dortmund etwa 14 Meter höher als das Niveau in der Scheitelhaltung, in Richtung Norden hat er die erste Staustufe bei Münster und sinkt dann bis auf die tidenabhängige Ems ab. Der Datteln-Hamm-Kanal ist bis nach Hamm-Schmehausen mittels zweier Schleusen etwa sieben Meter höher als die Scheitelhaltung.

 

 

 

Die Kanäle im Kurzportrait

 

 

 

Nachdem die Alte Fahrt für die Berufsschifffahrt keine Rolle mehr gespielt hat, wurde das Sicherheits-Sperrtor am Dattelner Meer in den 1980er Jahren geschlossen. Es handelt sich dabei um ein Segmenttor aus Stahlfachwerk mit aufgeständerter Stahltafel, die durch Drehen der Torkonstruktion den Wasserspiegel des Dortmund-Ems-Kanals hin zur Alten Fahrt abschließt. Zur Sicherheit der Uferböschungen und Überführungen wurde der Wasserspiegel der Alten Fahrt um etwa einen Meter abgesenkt. Außerdem wurden alle 500 Meter Erdwälle durch die Fahrrinne aufgeschüttet.

 


 

Sehenswert: die Kanalüberführung über die Lippe

 

Nahe bei der Rauschenburg wurde die Alte Fahrt des Dortmund-Ems-Kanals mit einem imposanten Bauwerk über die Lippe geführt. Diese Brücke – zwischen 1892 und 1895 erbaut – galt lange Zeit als besonderes Meisterstück deutscher Baukunst. In drei mächtigen Bögen aus Ruhrsandstein mit einer Spannweite von je 21 Metern wölbt sich die Brücke 18 Meter über dem Wasserspiegel der Lippe. Der Brückentrog ist 15 Meter breit und 70 Meter lang. Die Rundbogenblendengalerie gibt der Brücke ihr individuelles Aussehen.

 


Dortmund-Ems-Kanal (DEK)

 

Der Dortmund-Ems-Kanal, zwischen Dortmund und Papenburg, ist 250 Kilometer lang, davon 40 km im Ruhrgebiet, hat zwei Schleusen in NRW und einen Zugang zum Mittellandkanal. Er verbindet Dortmund mit dem Seehafen Emden. Er führt über Münster durch die Münsterländische Bucht bis zum westlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes und wird bei Meppen Bestandteil der Ems.

 

Als erster der großen deutschen Binnenschifffahrtskanäle wurde der DEK nach siebenjähriger Bauzeit am 11. August 1899 feierlich eröffnet. Mit den damaligen Abmessungen war er für Schiffe von 67 Meter Länge, 8,20 Meter Breite und 2 Meter Tiefgang geeignet und für einen Verkehr von 4,5 Mio. Tonnen Güter je Jahr gebaut.

Der Bundesverkehrswegeplan 1992 sieht den Ausbau der DEK-Südstrecke von Datteln bis Bergeshövede im Münsterland (Abzweig des Mittellandkanals) als vordringlichen Bedarf vor. Ausbauziel ist, den Verkehr von modernen Großmotorgüterschiffen (110 Meter Länge, 11,40 Meter Breite, 2,80 Meter Abladetiefe und 3.700 Tonnen Tragfähigkeit) zu ermöglichen. Die Bundesregierung hat 1991 u.a. das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17, den Ausbau der Wasserstraßenverbindung Hannover-Magdeburg-Berlin, beschlossen. In diesem Rahmen bildet der Ausbau der DEK-Südstrecke einen wichtigen Lückenschluss für eine durchgängige leistungsstarke Ost-West-Verbindung vom Rheinstromgebiet zum Großraum Berlin.

 


Rhein-Herne-Kanal

 

Der Rhein-Herne-Kanal erstreckt sich von Duisburg über Oberhausen und Herne nach Henrichenburg bei Datteln und mündet dort in den Dortmund-Ems-Kanal.

Der Rhein-Herne-Kanal verdankt seine Entstehung der um die Jahrhundertwende aufstrebenden Montanindustrie. Immer mehr Zechen, vor allem im östlichen Ruhrgebiet, forderten eine Anbindung an den Rhein zum schnellen Transport ihrer Kohle. Am 5. April 1906 erfolgte der erste Spatenstich, am 14. Juli 1914 wurde der Kanal für die Schifffahrt freigegeben. Im Großen und Ganzen folgte (und folgt) der Kanal dem Lauf der begradigten Emscher und schloss sich den dort angesiedelten Kohlenzechen an. In der Blütezeit der deutschen Steinkohle gab es mehr als 30 öffentliche und werkseigene Häfen. Mit den Zechenstilllegungen ging die Bedeutung des Rhein-Herne-Kanals zurück. Das Verkehrsaufkommen verringerte sich um rund 25 Prozent. Aber die Talsohle ist längst durchschritten.

Heute dient der Kanal nicht mehr nur den Bedürfnissen der Transportindustrie, er hat auch einen nicht wegzudenkenden Stellenwert im Freizeit- und Naherholungskonzept der Region gewonnen. Die Ufer sind zu 90% gut begehbar und viele Stellen laden zum Angeln ein. Das Wasser des Rhein-Herne-Kanals ist in wirklich gutem, nährstoffreichen Zustand. Mit Glück erwischt man selbst Regenbogenforellen. Und mit der richtigen Taktik und Stelle erlebt man auch bestimmt keinen Schneidertag. Deshalb zählen die Sportfischer zu den treuesten Kunden des Kanals, die sich bei Wind und Wetter an "ihrem Platz" niederlassen und geduldig warten, bis der erste Fisch anbeißt. An der Angel zappeln dann meistens Rotaugen, Karpfen, Schleie, Zander, Barsche, vereinzelt auch Hechte und Forellen.

 


Wesel-Datteln-Kanal

 

Der Wesel-Datteln-Kanal beginnt bei der Schleuse Friedrichsfeld an der Rheinmündung und führt nach Datteln, wo er sich mit weiteren Kanälen des Ruhrgebietes verbindet. 1930 wurde er erstmals in Betrieb genommen. Die Strecke zwischen Wesel (Sporthafen am Rhein) und Datteln (Übergang in den Dortmund-Ems-Kanal) ist 60 Kilometer lang und hat 6 Schleusen. Unendlich lang erscheinende Spundwände aus Stahl, Steinschüttungen zur Uferbefestigung und ein Wasserverlauf wie mit einem Lineal in die Landschaft gezogen; so zeigt sich der Kanal dem Betrachter. Was einst für industrielle Zwecke erschaffen wurde, ist heute größtenteils eine Augenweide für den Naturliebhaber. Das Ufer ist mit dicken Büschen bewachsen. Parallel zum Kanal verläuft fast durchgehend von Datteln bis nach Friedrichsfeld ein Betriebsweg, der auch als Rad- und Fußweg genutzt werden darf. Lediglich am Chemiepark Marl muss der Betriebsweg am Kanal verlassen und auf den Radweg an der Lippe ausgewichen werden.

 


Datteln-Hamm-Kanal

 

Der Datteln-Hamm-Kanal ist Teil des Lippe-Seitenkanals. Er begleitet das linke Ufer der Lippe von Hamm-Uentrop bis Wesel und geht dann in den Rhein über. Er hat eine Breite von 31 Meter, ist 8 Meter tief und hat eine stolze Länge von 107,3 Kilometern. Der Kanal ist in zwei Hauptteile unterteilt. Der östliche Teil zwischen Datteln und Hamm ist 47 Kilometer lang und hat zwei Schleusen. Die erste Ausbaustufe wurde 1910-14 fertiggestellt. Sie reichte mittels der Schleuse Hamm bis hinter den Stadthafen Hamm, durch die Schleuse Werries wurde der Kanal nach 1926 bis Schmehausen ausgebaut und 1933 in Betrieb genommen, wo er heute in einem großen Hafenbecken am Kraftwerk Westfalen endet.

Der Lippe-Seitenkanal ist wichtig für den Massengüterverkehr des nördlichen Ruhrgebietes, ferner versorgt er das westliche Kanalnetz mit Wasser aus der Lippe und aus dem Rhein. Um der steigenden Verkehrsbedeutung des Datteln-Hamm-Kanals Rechnung zu tragen, werden mit finanzieller Beteiligung des Landes NRW die des Kanals fortgesetzt. Nach ihrer Fertigstellung können größere Schiffe (Großmotorgüterschiffe 110 m x 11,45 m x 2,50 m und 185 m lange Schubverbände) auf dieser Strecke zugelassen werden.