Da weiß man, woher die Eier kommen

 

Zwei Dattelner Freunde haben ein nachhaltiges Hühner-Netzwerk ausgebrütet. Neun Ställe, auch in Datteln und Recklinghausen, zählen dazu. Das Duo verkauft Patenschaften für das Federvieh.

 

Von Monika Gröpel, Dattelner Morgenpost, 11. April 2020

 

Datteln. Kleines Osterrätsel: Was haben ein Möhrenbauer und ein Diplom-Ingenieur und Account Manager eines Gasleitungsnetzbetreibers gemeinsam? Sie haben Eier. Und Hühner, die auf www.mein-huhn.eu Paten und Patinnen suchen. Das Besondere an der Internet-Plattform: Sie bildet ein reales Hühnerstall-Netzwerk, in dem Nachhaltigkeit in der Eierbranche lokal möglich wird. Bereits neun Ställe gehören dazu, außer in Datteln gibt es auch welche in Recklinghausen, Dorsten, Borken, Weeze, Netphen, Wuppertal und Rüthen. Etwa 100 Menschen in der Region haben bereits Patenschaften übernommen.

 

Carsten Abenhardt und Elmar Bresser kennen sich schon aus früheren Zeiten. „Wir sind beide auf dem Land groß geworden“, erzählen sie im Video-Interview, sie sitzen einander gegenüber (mit zwei Metern Abstand) im Meetingraum auf dem Hof Abenhardt in Datteln, haben als Hintergrundbild des Chats wie bei einem Filmdreh mit Blue Screen ein hellbraunes Huhn ausgesucht, es ist eins von den 120 Hühnern – besser 114 Hühnern und sechs Hähnen –, die Elmar Bresser gehören. „Während Carsten den Hof seines Vaters übernommen hat, bin ich nur im Nebenerwerb Landwirt“, sagt er. „Als ich vor ein paar Jahren ein ungenutztes Gebäude bei uns zum Hühnerstall umgebaut habe, haben wir begonnen, die Idee zu einem Hühner-Netzwerk auszubrüten.“ Seit etwa einem Jahr ist www.mein-huhn.eu online, mit einer wachsenden Zahl an Abholstellen für die Kunden. Carsten Abenhardt erklärt: „Nicht erst seit der Corona-Krise setzen Verbraucher immer mehr auf regionale Produkte, aber die Krise verstärkt derzeit natürlich das Interesse auch an Nachhaltigkeit.“

 

Hühner, die entspannt Eier legen dürfen

Die Firma, die die beiden zur Ideen-Umsetzung gegründet haben, heißt in Anlehnung an Abenhardts „Erst-Job“ als Möhrenbauer „Carrot GmbH“. „Aber Möhren sind nicht so leicht online zu vermarkten und zu vertreiben wie Eier“, erklärt der Dattelner Landwirt und beschreibt den Ablauf für die Hühner-Paten so: „Auf unserer Plattform kann man sich einen Stall und einen Abholort aussuchen und für ein Huhn oder mehrere Hühner Patenschaften übernehmen.“ Elmar Bresser fügt hinzu: „ Auch für die Hähne kann man Patenschaften abschließen, übrigens.“ Die legten zwar keine Eier, gehörten zu einer nachhaltigen Freilandhaltung im ursprünglichsten und tierfreundlichsten Sinne dazu.

 

Per Paypal und komplett bargeldlos zahlen die Hühner-Paten für „ihre“ zehn Eier im Monat, die dann am verabredeten Ort abgeholt werden können. Wer mehr benötigt, kann eine zweite oder dritte Patenschaft übernehmen. „Die Abholung kann zum Beispiel in einem Blumengeschäft oder einem Sportladen sein und ist sehr unkompliziert“, sagt Bresser und fügt hinzu: „Davon profitieren auch die Ladenbesitzer, wenn ein Hühner-Pate ins Geschäft kommt und vielleicht dort noch etwas kauft oder sieht und empfiehlt.“ In Corona-Zeiten, und das gerade jetzt zu Ostern , werden die Eier natürlich nicht hinter verschlossenen Ladentüren versteckt. „Wir haben Partner, die mit dem Rad von Kunde zu Kunde fahren und die Eier ausliefern.“

 

Carsten Abenhardt hat 30 Hühner und einen Hahn, die neben seinem Wohnhaus leben. Der Dattelner weiß: „Den Menschen wird es immer wichtiger zu wissen, wo ihre Eier herkommen, dass die Hühner vernünftig gehalten werden und nicht zu Tausenden in Ställen eingepfercht werden..Wir haben Hühner, die entspannt Eier legen dürfen, vielleicht auch nur 120 bis 200 im Jahr, je nach Rasse, und nicht über 300, wie die, die nur zum Eierlegen gezüchtet werden.“ Die Eier schmecken aber auch um Längen besser . Und da sei es eben egal, dass die Eier auch mal ungewöhnliche Farben hätten oder in der Größe variierten. Elmar Bresser scherzt: „Ich habe meinen Hühnern die EU-Norm vorgelesen, während sie fröhlich auf der Wiese herumpickten. Sie haben die Infos geflissentlich zur Kenntnis genommen.“

 

 

 

 

Patenschaften für Hühner

Paten und Ställe gesucht, die mitmachen wollen

 

Paten gesucht: Auf www.mein-huhn.eu kann jeder seinen passenden Hühnerstall buchen und Abholungsort aussuchen. Im Monat kosten zehn Eier sechs Euro, pro Quartal kostet eine Patenschaft 16,50 Euro und wer eine Pateschaft für ein Jahr abschließt, bezahlt 5 Euro pro Monat.

 

Ställe gesucht: Hühner-Besitzer, die ihren Stall auf der Netzwerk-Plattform anmelden möchten, können sich über den Kontaktbogen auf der Homepage melden. Neue Ställe werden von den Gründern von mein-huhn.eu besucht und auf die Vorgaben untersucht, die dem Firmen-Ethos entsprechen.

 

Zukunftsmusik: Neben der Hühnerseite gibt es auf www.meine-blumenwiese.eu eine Plattform, die Naturfreunde und Landwirte verbindet, um Flächen für Blumenwiesen zu schaffen und zu vernetzen. Damit hat jeder die Möglichkeit, für einen Euro pro Quadratmeter einen Lebensraum für Insekten zu schaffen.

 

Weitere Ideen für nachhaltige Landwirtschaft sind in Arbeit.

 

 

 

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