Elisabeth-Hospiz Datteln

 

Ein Zuhause für die letzten Tage

Leben bis zuletzt … - In Frieden und Würde sterben

 

Vor mehr als 25 Jahren wurde in Datteln die Möglichkeit geschaffen, Menschen, die an einer weit fortgeschrittenen, unheilbaren, lebensbedrohlichen Erkrankung leiden, schwerstkranken und sterbenden Menschen, ein Zuhause in ihrer letzten Lebensphase zu bieten und deren Angehörige auf ihrem letzten Weg einfühlsam zu begleiten und zu beraten, wenn eine Versorgung zu Hause nicht mehr möglich ist. Am 19. November 1992, dem Fest der Hl. Elisabeth, wurde das Elisabeth-Hospiz in Trägerschaft des Caritasverbandes Datteln mit Unterstützung der Stiftung der Familie Heinrich Hahne eröffnet.

Neben dieser großzügigen finanziellen Hilfe der Sybille-Hahne-Stiftung für den Kauf einer alten Villa und den Betrieb der Einrichtung verdankt das Hospiz seine Entstehung auch dem organisatorischem Einsatz des damaligen Vorstandes der Dattelner Caritas um Ansgar und Hildegard Bitter. 1992 wurde in der Dattelner Innenstadt, nicht weit entfernt vom St. Vincenz-Krankenhaus, ein großes Wohnhaus erworben und für die Bedürfnisse eines Hospizes umgebaut und eingerichtet. für die Begleitung des Umbaus, die ersten Einrichtungen - Frau Bitter und Frau Schomberg hatten das erste Mobiliar und die praktischen Dinge ausgesucht - und später dann auch für den täglichen Unterhalt hat der Caritasverband als Träger Sorge getragen, da ja damals noch keine Finanzierung im Sinne eines Tagessatzes gesichert war.

Auf Wunsch seiner Gründer und Förderer wurde das Haus unter das Patronat der Hl. Elisabeth von Thüringen (1207-1231) gestellt, die als Sinnbild tätiger Nächstenliebe sowohl von Katholiken als auch von Protestanten verehrt wird. Ihr Einsatz für die Armen und Kranken ist bis heute unvergessen, im Dienst um Kranke und Bedürftige war sie bereit, schwere und von ihren Zeitgenossen als entwürdigend angesehene Tätigkeiten zu verrichten, sie wusch und bekleidete Verstorbene und sorgte für ihre Beerdigung.

 

 

Die Figur der Hl. Elisabeth schmückt den Eingangsbereich des Hospizes. Sie stammt aus dem Privatbesitz von Frau Hahne.

 


Bis zu acht Bewohner konnten im Elisabeth-Hospiz Datteln leben. "Obwohl sich die baulichen Voraussetzungen alles andere als ideal gestalteten, war der Einsatz der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter von Beginn an riesengroß", weiß Pflegedienstleiterin Schwester Gabi Frondl. Als eine der ersten hauptamtlichen Mitarbeiterinnen betreute sie nicht nur intensiv die Bewohner und deren Angehörige, sondern setzte sich auch gegen jede Menge Vorbehalte und Vorurteile ein. Ganz in der Tradition der gelebten christlichen Nächstenliebe nahmen sie sich dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe an.

Zuvor war in Recklinghausen-Süd, im Schatten der ersten deutschen Krebsstation im Elisabeth-Krankenhaus, vom dortigen Klinikpfarrer Hans Overkämping das erste Hospiz im Kreis Recklinghausen eröffnet worden, Mit Menschen am Lebensende konfrontiert hatte er die Erfahrung gemacht: Die Sterbenden haben Angst vor Schmerzen, sie möchten bei ihrem letzten Weg nicht allein sein. Er suchte nach einem Weg, „menschenwürdiges Sterben“ möglich zu machen und fand einen. Mit Schwester Reginalda und Krankenhaus-Chef Norbert Homann gründete er damals die deutsche Hospizbewegung. In Recklinghausen-Süd eröffnete 1986 das Hospiz zum Hl. Franziskus. Für ihn ist diese Bewegung nie nur eine Idee gewesen, keine Organisation, keine Partei, sondern eine Haltung, wie sie jeder eigentlich haben sollte. Von Recklinghausen sei damals ein guter Geist ausgegangen, obwohl ihm und seinen Mitstreitern zunächst viel Skepsis entgegenschlug, erinnert sich Hans Overkämping . Das Hospiz sei kein „Sterbehaus“ mehr, sondern ein „Haus des Lebens“.

Denn ein Hospiz versteht sich nicht als ein Krankenhaus, und auch nicht als ein Altenheim. Sie verstehen sich eher als ein zu Hause auf Zeit für ihre Bewohner, deren Familien und Freunde. Noch heute unterstützt Pfarrer Overkämping das Dattelner Hospiz im Rahmen der Seelsorge.

 

Ein Haus der Menschlichkeit: „Zu uns kommen nicht die Lebenden um zu sterben, sondern die Sterbenden um zu leben.“

 

Menschen, die sterben, äußern immer wieder ähnliche Wünsche: Sie möchten ihre Lebensumstände selbst bestimmen können und sicher sein, dass ihre Bedürfnisse gehört und ernst genommen werden. Sie möchten keine unnötigen Schmerzen erleiden müssen. Sie möchten eine intensive Gemeinschaft mit vertrauten Menschen erleben und gleichzeitig sicher sein, diese Menschen nicht zu überlasten.

Auf diese Wünsche gibt die Hospizbewegung vielfältige Antworten. Sie bietet mit ihren Häusern und Stationen Raum für die letzten Tage oder Monate des Lebens. Sie schenkt Sterbenden Zeit, Aufmerksamkeit und professionelle pflegerische Betreuung. Sie versteht sich als Anwalt schwerstkranker Menschen in allen Fragen der Schmerzbekämpfung und Wahrung der persönlichen Würde. Sie bekennt sich zum Recht eines sterbenden Menschen, jedem Lebenstag Sinn und Inhalt zu geben.

Als in Datteln die alte Villa - nach zwanzigjähriger Nutzung - in die Jahre gekommen war, wiurde sie 2013 durch einen hellen, freundlichen Neubau im Garten des St. Vincenz-Krankenhauses ersetzt. Am 12. November 2011 hatte der Caritasverband mit der Grundsteinlegung den ersten offiziellen Schritt für diesen Neubau unternommen, am 10. Mai 2012 folgte der zweite Schritt: das Richtfest. In den Bau des neuen Hospizes investierte der Caritasverband rund 1,7 Mio. Euro. Spenden unter anderem der Hahne-Stiftung haben das Projekt erst möglich gemacht. Am 27. Januar 2013 wurde das neue Haus von Weihbischof Dieter Geerlings gesegnet.

Das neue Haus wirkt trotz neuer Standards wohnlich und erzeugt eine Atmosphäre, die es ermöglicht, in Würde bis zum Tod zu leben. Die acht Einzelzimmer sind größer als im alten Hospiz, verfügen über ein eigenes, behindertengerechtes Bad, bodentiefe Fenster für den Ausblick ins Grüne und befinden sich alle in der ersten Etage. Damit die Bewohner sich in ihrer neuen Umgeung heimisch fühlen, bieten die Räume neben der Grundausstattung Platz für persönliche Dinge wie z. B. den Lieblingssessel, Bilder, eine Wanduhr oder eine Stehlampe. Der wohnliche Charakter wird betont durch das geräumige Wohn- und Esszimmer, das für gemeinsame Mahlzeiten und gemeinschaftliche Aktivitäten zur Verfügung steht. Diese Etage ist bequem mit einem Aufzug zu erreichen. Über die ebenerdigen Zugänge besteht die Möglichkeit, die überdachte Terrasse oder den Garten des St. Vincenz zu erreichen. Der große und schöne Garten mit vielen bequemen Sitzmöglichkeiten lädt gerade bei schönem Wetter zum Wandeln und Verweilen in der Natur ein. Ein Raum der Stille, zur Besinnung und zum Gebet, ein Wohlfühlbad, ein Raucherzimmer und ein Gästezimmer für Angehörige runden das Angebot im neuen Hospiz ab.

 

Den „Raum der Stille“ schmücken eine Baumscheibe, geschnitten aus dem Stamm einer hundertjährigen Eiche – ihre Jahresringe und die knorrigen Risse symboliseren den Lauf der Zeit und die Umbrüche im Leben der Menschen. Die Baumscheibe wurde gestiftet von Bernhard Depel, das darauf platzierte Kreuz wurde angefertigt vom Gold- und Silberschmied Johannes Wittstamm, der sein Atelier auf dem Forstmannshof in Lüdinghausen-Westrup hatte. Heute lebt und arbeitet er in Oldenburg.

 

Bunte, farbenfrohe Bilder von Beatrix Kudick, voller Optimismus und Lebensfreude, schmücken die Flure im Untergeschoss.


Hospiz steht für das Recht eines jeden Menschen auf Würde und Lebensqualität bis zum Lebensende.

 

"Damals wie heute möchten Menschen am liebsten in den eigenen vier Wänden sterben. Aber oftmals ist das einfach nicht möglich, zum einen weil die medizinische Betreuung nicht gewährleistet ist, zum anderen weil Angehörige nicht vorhanden oder mit der Betreuung und Pflege überfordert sind", weiß Schwester Gabi aus Erfahrung. Sie und alle Mitarbeiter haben im Laufe der Jahre dazu beigetragen, dass das alte und das im April 2013 neu eröffnete Elisabeth-Hospiz von vielen Menschen nicht mehr als "Haus des Sterbens", sondern als "Haus, das den letzten Tagen mehr Leben gibt" angesehen wird. Mit großem Engagement haben sie für Sterbende, deren Familien und Freunde einen Ort der Ruhe und Begegnung geschaffen. Im Dattelner Elisabeth-Hospiz können Sterbende ihre verbleibende Lebenszeit friedlich und würdevoll gestalten.

"Veränderte Familienstrukturen und Arbeitssituationen haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen nicht mehr ausschließlich auf familiäre Betreuung bauen können. Patchworkfamilien und voll berufstätigen Angehörigen fällt es oft schwer, die Rund-um-Betreuung zu Hause zu organisieren – trotzt der fantastischen Unterstützung durch die ambulanten Hospizvereine. Zudem leben immer mehr ältere Menschen ganz allein", ergänzt Irene Müllender. Die Diplom-Sozialarbeiterin der Caritas ist langjährige Ansprechpartnerin für alle, die sich nach einem Platz im Hospiz erkundigen. Sie kennt die Sorgen und Ängste der Betroffenen und deren Angehörigen. Für sie und alle engagierten haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter ist es das höchste Lob, zu hören, dass sich die Bewohner und ihre Angehörigen im Elisabeth-Hospiz bestens aufgehoben fühlen - und das hören sie sehr oft. Denn zu der ausgezeichneten medizinischen Versorgung, zählt vor allem auch die menschliche Zuwendung, die allen - bisher circa 1500 Bewohnern und ihren Angehörigen - in diesem Hause im hohen Maße entgegen gebracht wird.

Im Treppenhaus und im Obergeschoß erfreuen fantasievolle und lebensbejahende Arbeiten der Hobbykünstlerinnen des „Offenen Ateliers des Brustzentrums St. Vincenz in Datteln“, Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind oder erkrankt waren, die Bewohner und Gäste des Hauses.


Mit einem Team von examinierten und speziell ausgebildeten Fachkräften, Seelsorgern, Ehrenamtlichen und jungen Praktikanten sind die Mitarbeiter rund um die Uhr für ihre Bewohner da. So versuchen sie die Angehörigen zu entlasten und zu begleiten, um Raum für die wirklich wichtigen Dinge am Lebensende zu schaffen. Ein Großteil der Mitarbeiter verfügt über eine Zusatzausbildung im Bereich „Palliativ Care“ - das heißt, dass das Personal im Umgang mit Schmerzen und anderen Krankheits-Symptomen besonders geschult ist.

Dabei freuen sie sich über erweiterte personelle Möglichkeiten. So gehört seit dem 1. Oktober 2018 auch eine Musiktherapeutin zum Team. Eine Reform des Palliativ- und Hospizgesetzes ermöglichte der Einrichtung eine Aufstockung auf 12 Pflegestellen im Hospiz, das 8 Plätze hat. Dennoch muss die Einrichtung laut Gesetzgeber weiter fünf (früher zehn) Prozent der Kosten aus Spenden finanzieren.