15 Jahre Dattelner Tafel

 

Die Lebensmittel-Sortierer

 

Von Stefan Huxel, Dattelner Morgenpost, 13. Juli 2015

 

DATTELN. Moniques Freunde wissen, dass sie bei der Tafel hilft, ihre Familie nicht auf Rosen gebettet ist. Die 15-Jährige hat kein Problem damit, dass ihr Name zu lesen ist. Im Gegenteil: „Die Leute sollen wissen, was wir hier machen“, sagt die Schülerin. In den Ferien hilft sie freiwillig ihrer Mutter Susanne Getta und sortiert bei der Tafel Lebensmittel (aus).

 Mutter Susanne und Tochter Monique prüfen und sortieren bei der Tafel die Lebensmittel. Foto: Andreas Kalthoff

 

Was für jedes Geschäft, das mit Lebensmitteln handelt, gilt, zählt auch für die Tafel der Caritas: Die Hygienevorschriften müssen streng eingehalten werden. Handschuhe und gründliches Händewaschen sind Pflicht und jeder Mitarbeiter der Sortierstation, an der Obst und Gemüse, leicht verderbliche Waren geprüft sowie das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) kontrolliert werden, unterläuft daher hausinternen Schulungen.
Susanne Getta zählt seit Jahren zum Sortierteam. Erst ehrenamtlich, seit Mai für ein halbes Jahr vom Amt geschickt als Ein-Euro-Jobberin (Amtsdeutsch: Arbeitsgelegenheiten) und danach wieder ehrenamtlich. Wie viele andere Tafelmitarbeiter ist sie gleichzeitig Kundin, muss drei der sechs Kinder, die noch zu Hause wohnen, alleine durchbringen.
Von Frustration ist bei der quirligen 49-Jährigen keine Spur, sie macht die Arbeit – wochentags von 8.30 bis 13 Uhr – „sehr gerne“, wie sie sagt. Ihre Aufgabe: Faules Obst oder Gemüse sowie (lange) abgelaufene Waren aussieben. Täglich kommen so eine halbe bis ganze Mülltone voll zusammen.
Chronischer Mangel herrscht bei Molkereiprodukten. Die werden in den Läden – bis auf eine Ausnahme spenden nur Supermarkt- und Discounterketten an die Tafel – meist bis knapp vor Ablauf des MHDs verkauft. „Die Waren dürfen nicht länger als drei Tage abgelaufen sein, dann entsorgen wir sie auch, denn wir wissen ja nicht, wie lange unsere Kunden den Joghurt noch im Kühlschrank lagern“, sagt Tafel-Chefin Ursula Kuchta.

Fleisch gibt es so gut wie nie bei der Tafel zu kaufen, denn das Risiko sei zu groß. „Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum beispielsweise heute abläuft, habe ich ein Problem damit, wenn kein Verkaufstag ist“, erklärt Ursula Kuchta. Dann wird bei größeren Mengen ein Kühlwagen zu einer anderen Tafel im Kreis geschickt, die die Waren noch am selben Tag unters Volk bringen.
Es gibt Momente bei ihrer Arbeit, da wird es Susanne Getta schwer ums Herz. „Manchmal bekommen wir wirkliche schöne Sachen rein. Da tut es mir als Mutter weh, dass ich meinen Kindern solche Sachen nicht bieten kann.“
 

Die Mitarbeiter
Neben den bis zu acht Ein-Euro-Jobbern (Amtsdeutsch: Arbeitsgelegenheiten) und Praktikanten leisten derzeit 68 Ehrenamtliche jährlich rund 23 500 Arbeitsstunden bei der Tafel des Caritasverbandes Datteln. Etwa 40 Prozent der Ehrenamtlichen sind auch Kunden.
Die Freiwilligen können nach Rücksprache Aufgaben im Fahr- und Sortierdienst, der Warenausgabe, im Garderobenteam, im Warteraum-Café, an Infoständen oder am Telefon übernehmen. Der Stundenumfang kann zwischen zwei bis acht Stunden und ein bis fünfmal die Woche frei gewählt werden. Die Teilnahme an vier Mitarbeiterversammlungen und Schulungen ist Pflicht.
Tafel-Chefin Ursula Kuchta oder Mitarbeiterin Tanja Schürmann beantworten gerne weitere Fragen unter (Tel. 56 56 16 ( telefonische Sprechstunde ist montags und mittwochs von 9 bis 11 Uhr) oder donnerstags von 14 bis 17.30 Uhr (allgemeine Sozialberatung) unter Tel. 35 70 24 oder per E-Mai: tafel@caritas-datteln.de
Die Warenausgabe an die rund 1 200 Kunden ist stets dienstags von 9 bis 13.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 19 Uhr.
Waren und Spenden werden montags und mittwochs von 9 bis 13 Uhr, dienstags von 8 bis 13.30 Uhr und donnerstags von 11 bis 18 Uhr an der Heibeckstraße 20 entgegen genommen.