Zukunft der Stadtgalerie

 

Kurz nach der Vorstellung der vorläufigen Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur Weiterentwicklung des Standortes Stadtgalerie in Datteln unter Berücksichtigung des städtebaulichen Umfeldes durch die Mitarbeiterinnen der GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung Köln in Kooperation mit Chapman Taylor Düsseldorf (Architektur und Städtebau) hat die Dattelner Morgenpost über diese Präsentation im Ausschuss für Stadtentwicklung berichtet:

 

 

Studie

 

Stadt lässt Umbaupläne für die Stadtgalerie Datteln schmieden – ohne den Betreiber

 

Drei Konzepte hat das Architekturbüro Chapman Taylor im Auftrag der Stadt Datteln für die Stadtgalerie entwickelt. Sind die schicken Pläne auch realistisch? Betreiber Greenman wurde nicht gefragt.

 

von Fabian Hollenhorst, Dattelner Morgenpost am 9. Juni 2022

 

Mit einer Machbarkeitsstudie zur Weiterentwicklung des von Leerständen geplagten Standortes Stadtgalerie in Datteln hat die Stadt das Düsseldorfer Architektur- und Städtebaubüro Chapman Taylor beauftragt. 130.000 Euro an Fördermitteln aus dem NRW-Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte hat die Stadt Datteln dafür erhalten und überwiesen. Galerie-Betreiber Greenman war in dem Prozess nicht eingebunden. Dabei müsste das Berliner Unternehmen die so aufwendig geplanten Umbau-Maßnahmen doch schließlich bezahlen, wenn sie umgesetzt werden sollen.

Drei ganz verschiedene Ansätze haben die Planerinnen des Düsseldorfer Büros gewählt. Auf Nachfrage von CDU-Geschäftsführer André Tost betonten sie jetzt bei der Vorstellung ihrer Studie im Stadtentwicklungsausschuss, dass sie ohne die Kooperation mit Greenman „frei denken“ und losgelöst von Einschränkungen an ihren Entwürfen arbeiten konnten.

 

 

Betonfassade soll Platz für Fensterfronten in der Stadtgalerie machen

 

Beim ersten Entwurf übten sich die Planerinnen noch in Zurückhaltung. Eine offene Gestaltung sei für das Einkaufscenter wichtig, hieß es. Also müssten Großteile der grauen Betonfassade einer einladenden Fensterfront weichen. „Ein- und Ausblick“ sei das Stichwort. Von draußen könnten die Besucher bereits sehen, was sie in der Galerie erwartet und von innen soll ein Blick auf einen dann einladenden Neumarkt & Co. Lust auf einen Besuch in der weiteren Innenstadt machen.

 


In puncto Angebot im Einkaufscenter gab es für Kenner der Dattelner Innenstadtsituation aber kaum neue Erkenntnisse: Ein Supermarkt müsse her – natürlich. Wünschenswert sei ein sogenannter Vollsortimenter wie Rewe oder Kaufland, da Datteln bereits eine breite Masse an Discountern aufweisen würde. Ergänzend dazu sei ein Bioladen denkbar, um die Versorgung in der City zu komplettieren. Zum Neumarkt hin sollen sich dann weitere Gastronomien ansiedeln, um das neue Angebot von Noah‘s Place zu ergänzen. Und das im Erd- sowie im Obergeschoss.

 

Ist C&A als Großmieter in der Stadtgalerie nicht mehr erwünscht?

Ein aktueller Großmieter und einer der letzten Anziehungspunkte für die Stadtgalerie scheint den Architektinnen dabei ein Dorn im Auge zu sein: C&A. Die Mode-Kette findet sich in dem Entwurf nicht wieder. „Auf C&A kann man in Datteln nicht verzichten“, sagt Bürgermeister Dora allerdings auf Nachfrage und mit Blick auf das generell dünne Angebot an Modegeschäften.

 

Die Stadtgalerie in Datteln – wie wird es hier bald wohl aussehen? © Martin Pyplatz

 

Auf dem Parkdeck, auf der 800 Quadratmeter großen, ehemaligen Stadtbücherei-Fläche, erscheint den Planerinnen ein Fitnessstudio sinnvoll. Parkplätze seien schließlich genügend vorhanden.

 

Die weiteren Entwürfe sind deutlich radikaler – es würde kein Einkaufscenter mehr geben. In der zweiten Variante wären alle Geschäfte von außen erreichbar, die Durchgänge im Gebäude würden entfallen und daraus weitere Verkaufs- und Gastro-Flächen generiert. In der Galerie selber könnten sich die Kunden also nicht mehr zwischen den Geschäften bewegen.

 

Radikale Entwürfe für die Stadtgalerie:

Entsteht ein Garten?

 

In Entwurf drei würden deutlich weniger Geschäfte Platz in dem Bau finden. Nur noch in dem Bereich zum Neumarkt wären Gastro- und einzelne Handelsflächen verfügbar. Denn in der Mitte ist in den Plänen ein großer Grünbereich, quasi ein zentraler Stadtgalerie-Garten, eingeplant, der zum Verweilen einladen soll. Auf der gegenüberliegenden Seite brachten die Planerinnen dann die Idee von einem Ärzte- oder Gesundheitszentrum ins Spiel. In beiden Fällen würden prägende bauliche Veränderungen am Gebäude anstehen.


„Einen Abriss der Stadtgalerie halte ich für unrealistisch“, meint Bürgermeister André Dora. „Das hieße Geld verbrennen“, und da würde Greenman wohl kaum mitspielen. Er glaube aber schon, dass der Betreiber froh über die Anregungen sei. Schließlich sei Bereitschaft zur Investition signalisiert worden. Die Stadt Datteln will nun weitere Gespräche aufnehmen und die Ergebnisse der Studie präsentieren.

 

Meinung

 

Zukunft der Stadtgalerie in Datteln: Teure Pläne für die Schublade

 

Drei Konzepte, wie es mit der Stadtgalerie weiter gehen könnte, hat sich die Stadt Datteln anfertigen lassen – für 130.000 Euro. Die Entscheidung wird aber in Berlin und nicht in Datteln getroffen.

 

von Fabian Hollenhorst, Dattelner Morgenpost vom 9. Juni 2022

 

Diese 130.000 Euro Steuergeld sind schlecht investiert: Zwar hat Betreiber Greenman mit Sitz in Berlin gegenüber der Stadt Datteln Investitionswillen angekündigt, um seine von Leerständen geplagte Stadtgalerie für die Zukunft zu rüsten. Realistisch betrachtet werden zwei der drei kostspielig erstellten Entwürfe aber direkt in einer tiefen Schublade im Berliner Greenman-Büro landen – und so schnell nicht mehr herauskommen.

 

Denn den Entwürfen Nummer zwei und drei fehlt es eben an diesem Realismus vonseiten der Architektinnen. Sie waren froh, kein Korsett von Betreiber Greenman angelegt bekommen zu haben und ohne lästige Einschränkungen wie Baukosten oder Rendite mal ihre Ideen ausarbeiten zu können. Nur, was nützt das, wenn diese Ideen dann nur eine geringe Chance haben, Wirklichkeit zu werden?

 

Ein großflächiger Umbau oder sogar ein Abriss des Gebäudes ist bei aller Investitionsfreude wohl kaum Thema bei Greenman. Zumal ein großflächiger Garten im Innenbereich keine Miete einfährt, sondern nur Geld kostet. Auch wenn viele Dattelner ein Fleckchen Grün in der Innenstadt sicherlich begrüßen würden.

 

Ein Ärztehaus wird in der Stadtgalerie nicht benötigt

 

Ganz ausgefeilt sind die Pläne des Fachbüros zudem auch nicht: In direkter Nähe zum St.-Vincenz-Krankenhaus, dem Centr-O-med oder dem neuen Ärztehaus am Ostring wird ein weiteres Gesundheitszentrum eher nicht gebraucht. Der Schuh drückt an anderen Stellen.